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Frankfurt Marathon 25.10.

Andi berichtet:
Bei den ersten Marathontrainings nach dem Gewinn der Berglauf-EM auf Madeira Anfang Juli schien er noch so weit entfernt, und jetzt stand er tatsächlich vor der Tür: Der Frankfurt-Marathon, der Andrea die Tür nach Rio öffnen sollte, zu den Olympischen Spielen 2016.

Viel hatte sich ereignet in diesen letzten 4 Monaten: Ein heißer Sommer mit (trotzdem) hervorragenden Trainingseinheiten im Juni und Juli, die uns früh schon sehr optimistisch stimmten, dann der traurige Tag im August, als Andreas Papa bei einem Bootsunfall verunglückte. Trotzdem oder gerade deswegen hat sie nicht lockergelassen und weitergemacht, das Laufen war in dieser schweren Zeit auch Hilfe und ein wenig Ablenkung. Eine Zeitlang ging es noch gut, aber dann kam ein großer Hänger, verursacht vor allem durch die katastrophalen Arbeitsbedingungen im Krankenhaus Vöcklabruck. Krasse Unterbesetzung und unkollegiales Verhalten auf der Station bescherten Andrea beispielsweise in den nächsten 6 Wochenenden nach dem Tod ihres Papas 5 Freitag+Sonntag-Nachtdienste (das sind jedes Mal 2 x 26 Stunden nonstop). Neben unzumutbaren Arbeiszeiten herrscht dort generell ein ganz schlechtes Arbeitsklima, vor allem junge Ärzte werden ausgenutzt. Irgendwann war Andrea am Ende ihrer Kräfte, Trainings liefen schlecht, so manches wurde nach dem ersten Kilometer schon abgebrochen. 2 Urlaubswochen Anfang Oktober brachten glücklicherweise wieder einen deutlichen Aufschwung und mit einigem Zureden konnten Trainer Hubert Millonig und ich Andrea überzeugen, den Marathon in Frankfurt doch zu versuchen. Beinahe wollte sie schon den Hut draufhauen.

So fuhren wir am Freitag Morgen mit dem Auto los und kamen am frühen Nachmittag im Athletenhotel nahe Start und Ziel an. Nach einem lockeren Lauf am Main entlang trafen wir am Abend Andreas bewährten Tempomacher Gerd Frick, der sie schon vor 4 Jahren, ebenfalls in Frankfurt, zur Qualifikation für London geführt hatte.
Am Samstag Morgen, vor dem Frühstück, gab es noch einmal einen lockeren Lauf im Park mit einem verunglückten „Testkilometer“ im Marathontempo. Die 3:35 mink wollten trotz erheblicher Anstrengung nicht gelingen (wahrscheinlich hat die GPS-Uhr nicht richtig gemessen). Das war leider gar nicht gut für die Motivation. Am Abend besorgten wir noch schnell (in letzter Sekunde) ein paar kleine Trinkflaschen für die Verpflegung, lauschten vorher noch den Informationen beim technical meeting und besprachen die Taktik mit den Tempomachern Gerd und Christoph Sander, der bis km 30 oder 35 mitlaufen sollte.
Trotz einiger Unsicherheit war die Stimmung bei Andrea am Abend doch wieder besser und die Hoffnung auf ein gutes Rennen stieg. Ideales Laufwetter war angekündigt und hielt sich dann auch tatsächlich an die Vorhersagen: kühl, etwa 10 Grad und nur ganz leichter Wind.

So ging es um 10 Uhr los, auch ich war ganz schön aufgeregt, als Andrea aus dem Eliteblock losdüste. Ich durfte mich mit dem stepper auf der Strecke bewegen und, so wie auch auch andere Radbegleiter ihren Spitzenathleten, Andrea bei den Verpflegungsstellen die Getränke reichen. Tee mit Honig hatte sie in ihre Fläschchen gefüllt. Mehr konnte sie nicht zu sich nehmen, der Magen schafft das beim Laufen nicht.
3:37 mink hatten wir uns als Anfangstempo vorgenommen, um kein Risiko einzugehen und möglichst viel Kraft zu sparen für die 2. Hälfte. Das wären 1:16:20 für den ersten Halbmarathon. Km 1 bis 3 wurden in 3:34 zurückgelegt und zum Glück lief es anfangs locker. Gerd und Andrea blieben weiterhin leicht unter dem geplanten Schnitt und liefen ganz gleichmäßig, im Gegensatz zu der großen Gruppe um sie herum, in der das Tempo ständig wechselte. Davon ließen sich Andreas Tempomacher zum Glück nicht beirren und blieben bei konstanten Kilometerzeiten von 3:35 bis 3:36. So erreichten sie den Halbmarathon in 1:15:57. Und es ging gut weiter, bis km 25 fast gleich schnell, ab km 28 aber beschloss Andrea, das Tempo ein wenig zu drosseln, da sie doch großen Respekt hatte und einen Totaleinbruch gegen Ende jedenfalls verhindern wollte. Hätte sie mir das doch nur gesagt...! So wurde ich zwischen km 30 und 36 schon etwas nervös, da hier die Zeiten auf 3:40, ein paar Mal sogar auf 3:45 und darüber anstiegen. Immer noch war ein kleiner Polster aus der ersten Hälfte da, aber langsamer durfte es jetzt nicht werden!

Aber Andrea kämpfte, ließ nicht locker, hielt das Tempo. Nach meinen Hochrechnungen würden 3:44 mink für die letzten 7 Kilometer ausreichen und Andrea lief mal 3:43, dann 3:39, dann 3:45. Auch Gerd hatte jetzt schon zu kämpfen, Christoph war bis km 34,5 vorne mitgelaufen. Die ursprünglich 26-köpfige Gruppe um Andrea war auf einen einzigen Läufer geschrumpft, der (als einziger) das regelmäßige Tempo mitgegangen war. Alle anderen hatten ihre Zwischenspurts bezahlt und waren zurückgefallen. Auch die einzige Frau in dieser Gruppe, die mit ihrem Tempomacher immer wieder nach vorne enteilt und wieder zurückgefallen war, wurde von Andrea jetzt endgültig eingeholt. Bei km 37 und 38 überholte sie weitere Läufer, darunter auch 2 Afrikanerinnen. Das gab zusätzliche Motivation, und nach einem ganz langsamen km (3:48) wurde jetzt das Tempo wieder schneller! Das Ziel kam in Reichweite und Andrea lief jetzt wieder unter 3:40! Bei km 39 noch eine Schrecksekunde: Andrea machte einen unkontrollierten Schritt von einer ziemlich hohen Gehsteigkante herunter, es stauchte sie ordentlich zusammen und sie erschreckte damit mich und sich selbst gleichermaßen. Zum Glück ist nix passiert, weh getan hat es erst später im Ziel.
Bei km 40 sah es dann schon sehr gut aus und ich traute mich sogar, ein paar Fotos zu machen. 4:00 mink würden jetzt bereits ausreichen. Dann km 41, die lange Zielgerade (ident mit km 1) lag nun vor den Läufern - ganz am Ende, unmittelbar vor der Zielkurve und den letzten 200 Metern in die Festhalle stand der überdimensionale Mann mit dem Hammer1) - zum Glück erst so spät, denn bis dahin hatte er bei Andrea nicht zugeschlagen!
Und dann, gut 40 Sekunden später, war es geschafft: 2:33:28 - eine halbe Minute unter der geforderten Limitzeit und damit zum zweiten Mal qualifiziert für die olympischen Spiele! Die Freude und die Erleichterung waren riesengroß! Das noch einmal zu schaffen war diesmal deutlich schwerer (wenn auch nur 50 Sekunden langsamer) als vor 4 Jahren in Frankfurt.

Ein Riesendank an Gerd Frick, der hervorragend als Tempomacher gelaufen ist und Andrea punktgenau und sicher ins Ziel gebracht hat! Er gönnte sich schon bei km 42 den Ausklang seines Rennens und genoss die letzten 200 Meter und den Einlauf in die Frankfurter Messehalle 25 Sekunden länger als Andrea. Danke auch an Christoph, der auf der für ihn ungewohnt langen Strecke fast bis km 35 durchgehalten hat. Beide haben auch für die notwendige Ruhe in der Gruppe gesorgt.

Gemeinsam fuhren wir nach dem späten Mittagessen, das uns mit Nudeln und Sauce nicht richtig satt machte, und einem Besuch auf der Bühne der Marathonmesse, wo Andrea interviewt wurde, am frühen Abend noch in die Innenstadt auf eine köstliche Currywurst, Bier und Glühwein, sahen uns ein bisschen in der Altstadt um (Dom, „Römer“ - das alte Rathaus) und packten schon um 8 Uhr Abends unsere Sachen ins Auto für die Rückfahrt nach Gmunden. Um halb 2 Uhr Nachts hatten wir es geschafft, durften ins Bett fallen und statt Schäfchen noch einmal die erfolgreichen 42 Kilometer durchzählen...!

Was der Name auf Andreas Startnummer bedeutet, könnt ihr hier nachlesen: https://www.germanroadraces.de/24-0-44352-Oelv--andrea-mayr-laeuft-marathon-olympialimit.html Für Statistiker hier die exakten Details von Andreas Rennen: http://live.frankfurt-marathon.com/2015/?content=detail&fpid=list&pid=list&idp=0000170AEF466B00005B0F4D&lang=DE&event=L&&search_event=
Fotocredits: laufreport.de, Frankfurt Marathon / Victah Sailer

1)Der Hammering Man ist ein Kunstwerk des US-amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky in verschiedenen Städten der Welt. Es stellt die bewegliche Silhouette eines Arbeiters dar, der einen Hammer gegen ein symbolisches Werkstück bewegt.In Frankfurt am Main steht die circa 21 Meter hohe und 32 Tonnen schwere bewegliche Skulptur seit 1991 vor dem Messeturm (Wikipedia).

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