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Berglauf-Weltmeisterschaften 5.9.

Andi berichtet:
Vorbereitung und Anreise
Freitag, 3. September, kurz nach Mittag: jetzt war es so weit - wir saßen im Auto auf dem Weg nach Slowenien, und übermorgen würde sich zeigen, ob sich das intensive Berglauftraining der letzten Wochen ausgezahlt hat.
Viel Zeit war nicht geblieben nach der knapp verpassten EM-Qualifikation und viele Höhenmeter waren noch zu sammeln. So hatten Rax, Lindkogel und Buchenberg in NÖ, Feuerkogel und Grünberg in OÖ, Kahlen- und Leopoldsberg in Wien als Trainingsstrecken herhalten müssen und waren immer wieder und immer schneller bezwungen worden. 14 Tage vor der WM waren wir sogar für 4 Tage nach Slowenien gefahren, um auf der WM-Strecke zu trainieren und sie genau zu besichtigen. Andreas Berglaufform war dabei von Lauf zu Lauf besser geworden.
Am Freitag Nachmittag fuhren wir gleich nach der Ankunft mit der Seilbahn und dem Sessellift zum Gipfel, um den obersten Streckenabschnitt noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

Der Vortag
Am Samstag Vormittag gab es nach dem Frühstück noch einen lockeren Lauf über 35 Minuten (den ich allerdings sicherheitshalber auf dem Fahrrad absolvierte) und ein paar Bergauf-Steigerungsläufe. Um 18 Uhr begann die feierliche Eröffnung in Kamnik mit dem Einmarsch der (40) teilnehmenden Nationen, danach folgte einem Programm mit etwas zu langen und zahlreichen Reden. Ungeduldig warteten die Sportler auf den Rücktransport in die Team-Unterkünfte und zum Abendessen. Und schließlich wollte man ja nicht zu spät schlafen gehen.
Gegen 21 Uhr gab es im Quartier noch eine Team-Besprechung, zahlreiche Details waren zu organisieren (Transport zum Start, Betreuung, Kleidertransport) und dann ging's ins Bett. Die Nervosität war Andrea jetzt schon deutlich anzumerken.

Das Rennen
Am Renntag war ich (!) dann der erste, der aufstehen musste, da ich mich leichtsinnigerweise für das sog. „open race“ angemeldet hatte, einen Hobbylauf auf der Originalstrecke, quasi als „Vorprogramm“ der WM-Bewerbe.
Startzeit: 07.30 Uhr (noch jetzt bin ich nicht sicher, welche Leistung höher einzuschätzen ist: mein rechtzeitiges Erscheinen zum Start oder das, was Andrea ca. 4 Stunden später zeigen sollte...). Los ging es also auf der Männerstrecke, ca. 1 km nahezu flach, dann 2,5 km auf einer Forststraße mit unterschiedlichen Steigungen. Nach ca. 18 Minuten und 260 Höhenmetern hatte ich den Damenstart erreicht, von dort an wurde der Weg schmaler und steiler. Noch gab es auch flache Abschnitte, aber ca. 7 Minuten später folgte eine brutale Steigung, die nicht enden wollte. 25 Minuten lang ging es nur steil bergauf, teilweise über 25%! Danach eine kurze Erholung (zumindest für geschickte Techniker): ein Bergabstück von ca. 75 Höhenmetern, die erste Hälfte davon sehr steil, dann 400 Meter nur leicht bergab. Noch 4 km zum Ziel. Wieder stieg die Strecke an, wieder wurde sie technisch anspruchsvoll (Steine, Wurzeln). 3 km vor dem Ziel lief man aus dem Wald heraus und erreichte die Hochebene. Nach einem weiteren Kilometer mit vielen Höhenmetern und tw sehr schmalen, schwierigen Passagen folgte eine über 1 km lange Flachpassage mit einem leichten Bergabstück. Der letzte km vor dem Ziel hatte es dann noch einmal in sich: steil, dann etwas weniger steil und zum Schluss ganz steil! Nach 1 Stunde und 13 Minuten hatte ich es geschafft. Insgesamt wurde ich damit sogar 3. im „open race“.
Noch 2 Stunden bis zum Start der Damen! Per Telefon gab ich Andrea noch die letzten Infos von der Strecke durch und dann hieß es warten und Daumen drücken.
Kurz vor dem Start hätte Andrea fast die Nerven weggeschmissen, konnte aber von einer Teamkollegin gerade noch beruhigt werden. Eine zunächst nicht funktionierende Startpistole schaffte etwas Ablenkung. Mit leichter Verspätung ging's um 10.48 Uhr los. Gerade 7 Minuten hielt es Andrea danach noch in der Führungsgruppe aus, dann attackierte sie auch schon am Beginn der Steigung und setzte sich ab. Bis zum Bergabstück hatte sie einen Vorsprung von ca. 20-30 Sekunden harausgelaufen, der mehr oder weniger konstant blieb. Auf den steilen Stücken konnte sie, wenn sie sich umdrehte, ihre Verfolgerin Valentina Belotti (ITA) sehen. Also durfte Andrea nicht nachlassen, musste weiter Druck machen, auch auf dem Bergabstück. Im oberen Teil der Strecke war inzwischen dichter Nebel eingefallen, sodass die Abstände für die Läuferinnen kaum mehr abzuschätzen waren. Etwa 2 km vor dem Ziel wartete ich und starrte angestrengt in den Nebel. Erst ca. 20 Meter vor mir sah ich Andrea erstmals als Führende aus dem Nebel auftauchen - von den Verfolgerinnen keine Spur! Ich feuerte aus Leibeskräften an, aber da kam auch schon die Zweite, die auf dem Flachstück alles versuchte, den Abstand zu verringern! Den Rückstand zu diesem Zeitpunkt schätzte ich auf ca. 20 Sekunden ein. Aber Andrea ließ nichts anbrennen, kämpfte auf dem letzten, steilen Kilometer und holte alles aus sich heraus. Der Lärm in Zielnähe war unbeschreiblich, vor allem die italienischen Fans schrieen und feuerten Valentina Belotti an, sodass man glauben konnte, sie sei unmittelbar hinter Andrea. Zu sehen war so gut wie gar nichts, da die Sichtweite im Nebel kaum 15 Meter betrug. Erst wenige Schritte vor dem Ziel wusste Andrea, dass sie es geschafft hatte: WELTMEISTERIN - schlussendlich mit 38 Sekunden Vorsprung auf die Italienerin und mehr als 1 Minute vor der Dritten, Martina Strähl, aus der Schweiz!!
Andreas Siegerzeit: 49:30 Minuten für 8,5 km, 1.035 Höhenmeter und 75 Meter Gefälle.
Die Freude war bei Andrea und allen Fans riesengroß! Das harte Training hatte sich bezahlt gemacht und das große Ziel war erreicht!
Der Rest des Tages bestand hauptsächlich aus Jubeln, dazwischen waren noch die flower ceremony auf dem Gipfel und die Dopingkontrolle zu absolvieren, und 1 Stunde Wartezeit bei der Gondel talwärts zu überstehen.
Um 18 Uhr folgte dann die feierliche Siegerehrung. Bei der eigens für diese WM komponierten Hymne legte Andrea ein sehenswertes Tänzchen hin, dem sich nach kurzer Fassungslosigkeit fast das gesamte Publikum spontan anschloss! Damit hatte der Interpret des Liedes sichtlich nicht gerechnet (was in Anbetracht des vorgetragenen Musikstückes nicht wundert - (http://www.youtube.com/watch?v=NaHpFGKTY7g&feature=player_embedded )
Danach ging's zur großen Party - Essen, Feiern, Tanzen!
Am Montag - nicht wirklich ausgeschlafen - brachen wir auf zur Rückreise, gerade rechtzeitig übrigens, da Andrea tags drauf schon wieder zum nächsten Nachtdienst im Heeresspital antreten musste!
Abschließend 2 interessante Details (nicht nur) am Rande: Andreas Goldmedaille katapultierte Österreich im Medaillenspiegel aller 8 Bewerbe (Herren, Damen, Junioren männlich und weiblich, jeweils Einzel- und Teamwertung) auf den 4. Platz und mit dieser Medaille erreichte sie gleichzeitig den ersten österreichischen Weltmeistertitel der Leichtathletikgeschichte!
Alle Ergebnisse gibt es hier:http://www.timingljubljana.si/baze/20100905-VelikaPlanina.pdf