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Berglauf - Weltmeisterschaften Sapareva Banya (BUL) 11.9.Andi berichtet:Gerade mal dreieinhalb Wochen waren seit Andreas olympischem Marthon in Rio vergangen, da saßen wir auch schon wieder im Flugzeug nach Sofia, auf dem Weg zum nächsten Saisonhöhepunkt. Die 42 heißen Kilometer in Brasilien hatte Andrea recht gut weggesteckt und schon eine Woche danach intensiv mit dem Berglauftraining begonnen. Der Schanzenlauf in Bischofshofen und der Kitzbüheler Hornlauf zeigten schon, dass die Berglaufform ziemlich gut war und die letzten Trainings hatten mir wieder Rekordrückstände beschert... Trotzdem war Andrea leicht verunsichert, denn die Strecke war eigentlich gar nicht auf sie zugeschnitten: Eine ungewöhnlich kurze und leichte Damenstrecke hatten sich die Veranstalter ausgedacht, nur 380 Höhenmeter auf den ersten 5,5 km mit vielen Flachpassagen. Zumindest die letzten 1,5 km waren nach Andreas Geschmack: Extrem steil und technisch schwierig mussten hier noch einmal 320 Höhenmeter überwunden werden. Donnerstag Abend also kamen wir nach fast zweistündiger Busfahrt in Sapareva Banya an, einem kleinen Kur- und Touristenstädtchen am Rand des Rila-Gebirges, bekannt durch seinen 103 Grad heißen Geysir, den einzigen auf der Balkan-Halbinsel. Eingefasst in eine unfassbar hässliche Plattenbau-Brunnenkonstruktion spuckt er im Ortszentrum bis zu 18 Meter hohe Wasserfontänen in die Luft. Unsere Unterkunft befand sich, so wie die der meisten Teams, im 10 km entfernten Miniort Panichishte auf 1.400 Metern Höhe, einer Ansammlung kleiner Hotels und Pensionen mitten im Wald mit einer Straße und einem Sportplatz samt Laufbahn (!) und sonst nichts. Jedenfalls sehr idyllisch. Bei der Verpflegung zeigten die Gastgeber schon längst verloren geglaubte Kommunismus-Ostblockmentalität: Im großen Speisesaal wurden die Mahlzeiten grundsätzlich eiskalt serviert, die Frage nach heißem Wasser beim Frühstück zwecks Teeherstellung mit einem barschen „No“ abgeschmettert. Immerhin wurde uns stattdessen warmes Leitungswasser angeboten. Zu Mittag/Abend gab es zunächst Fleischlaibchen von eigenartig flauschiger Konsistenz, am nächsten Tag dann Spaghetti mit Fleischlaibchen-Rest-Sugo und am Vorabend des Wettkampfs in Schnitzelform zusammengedrückte Fleischlaibchenfragmente, paniert und in ziemlich altem Fett handwarm herausgebacken mit kalten Kartoffeln. Das nur die Höhepunkte (auch nicht schlecht übrigens: Frankfurter in kleinen Stückchen und kalte Speckschwarten zum Frühstück sowie Instant-Kaffee aus der Espressomaschine und aufgewärmter Eistee aus demselben Gerät...) Aber zum Essen waren wir ja nicht hergekommen und sonst war eigentlich alles in Ordnung (bis auf den Schimmel im Kleiderschrank). Am Freitag gingen wir auf die Streckenbesichtigung, ich im persönlichen Wettkampftempo und Andrea in ihrem Streckenbesichtigungstempo eben, sodass mein Rückstand nach einer knappen dreiviertel Stunde im Ziel nur 5 Minuten betrug. Wir besprachen lange die beste Taktik - nur keine vorschnelle Entscheidung suchen auf dem relativ leichten ersten Teil, ein ruhiges Tempo wählen und nicht nervös werden, auch wenn die Spitzengruppe noch lange groß bleiben sollte. Die Entscheidung im Steilstück suchen. So war der Plan. Meine Betreuungspläne, Andrea unter Zuhilfenahme des Sessellifts, der auf dem letzten Teil der Strecke über den Läufern schwebte, anzufeuern und zu coachen, war leider nicht zu verwirklichen, da der Sessellift deutlich langsamer fuhr, als Andrea lief. So musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Samstag Abend gab es die große Eröffnungsfeier in Sapareva Banya und dann hieß es auch schon früh schlafen gehen. Am Sonntag Morgen war Andrea fürchterlich nervös, obwohl alle Vorzeichen gut standen. Sie brachte beim Frühstück nichts herunter (nicht einmal das trockene Weißbrot mit der wunderbar weichen Margarine und dem Glukose-Chemiehonigersatz). Ganz verzweifelt war sie, als ich 11 Minuten vor dem Start loslief, um mit genügend Vorsprung beim vereinbarten Treffpunkt im Steilstück anzukommen. Zum Glück wusste ich, dass diese Nervosität mit dem Startschuss weg sein würde, aber jetzt, um 10.50 Uhr, im callroom mit all den anderen Athletinnen, war Andrea ein Häuflein Elend. Tatsächlich war das ein paar Schritte nach dem Startsignal vorbei und Andrea stürmte vorneweg in die erste (sehr kurze) Steigung. Schon nach 3 Minuten übernahm sie die Führung. Die Britin Emily Collinge, die als eine der größten Konkurrentinnen gehandelt wurde, ging mit Andrea mit und schnell lösten sich die beiden vom Rest des Feldes. Aber schon wenige Minuten später hatte Andrea ein paar Sekunden Abstand zwischen sich und ihre Verfolgerin gelegt. Nach 7 Minuten war sie schon eindeutig vorne, obwohl nun sogar ein kurzes Bergabstück von ca. 2 Minuten auf einer Asphaltstraße kam. Auf dem nächsten, ebenfalls etwa 2-minütigen steilen Bergaufstück vergrößerte sie den Vorsprung auf 21 Sekunden. Dann folgte eine lange nur schwach ansteigende Passage. Hier bezahlte die Britin für ihr zu flottes Anfangstempo und fiel deutlich zurück! Ich hatte inzwischen mit größter Anstrengung den Beginn des Steilstücks erreicht, wo ich Andrea nach etwa 26 Minuten erwartete. Und lange musste ich auch nicht warten, da tauchte sie auch schon auf! Ganz alleine lief sie an der Spitze und hatte ihren Vorsprung bereits auf 40 bis 50 Sekunden ausgebaut! Nun ging es in den Steilhang und auf die letzten 13 Minuten. Als 2. kam Valentina Belotti vorbei, kurz nach ihr schon die Nächsten im harten Kampf um die Medaillen. Nachdem ich Andrea angefeuert und alle Informationen durchgegeben hatte, begab ich mich so schnell wie möglich Richtung Ziel. Es sah sehr gut aus! Und tatsächlich ließ Andrea nichts mehr anbrennen, holte auf den letzten 1.300 Metern noch einmal eine ganze Minute zusätzlich heraus, konnte es sich dabei sogar leisten, das Tempo ein ganz klein wenig herauszunehmen und die letzten Abschnitte zu genießen. Nach 39:04 Minuten und mit 1:43 Vorsprung überquerte sie die Ziellinie in über 2.100 Metern Seehöhe und durfte damit über ihren bereits 6. Weltmeistertitel jubeln. Und das tat sie dann auch ausgiebig! Nach der flower-ceremony, einem Tänzchen mit dem WM-Maskottchen, den Interviews für das bulgarische Fernsehen und der Dopingkontrolle machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die wunderschöne Landschaft der 7 Rila-Bergseen, die etwas oberhalb des Zielgeländes liegen. Drei der Seen haben wir dabei erreicht, dann ging es mit dem langsamen Sessellift wieder talwärts und per Autostopp zurück in die Unterkunft. Da der Hunger schon riesig war, genehmigten wir uns warme (!) Würstel und Bier am Grillstand direkt beim Damenstart. Zum Abschluss spendierte der Wirt eine Runde Schnaps. So gestärkt stellten wir auf dem einmaligen Waldsportplatz dann schnell noch einige 400-Meter-Weltrekorde auf - ob die schnellen Zeiten an der Euphorie über Andreas WM-Titel oder irgendwie doch an den Eigenheiten der Bahn lagen, mag der Betrachter der Fotos selbst beurteilen. Und weil der Bericht eh schon so lang ist, zum Schluss in aller Kürze: Am Abend Siegerehrung und Medaillenüberreichung wieder in Sapareva Banya, Pizzeria statt offizieller Verpflegung, Bier, Wein und Bailey's, Tanz und letzte Übernachtung im Waldhotel. Rückflug am Montag und große Freude! Die Falschen Hasen gratulieren: 6 WM-Titel - Das hat noch keine geschafft! |