Katrin-Berglauf 10.8.

Andi berichtet:

Ganz kurzfristig hatte Andrea sich und auch mich für den Lauf auf die Katrin, den Hausberg von Bad Ischl, der mit seinen 943 Höhenmetern auf nur 4,5 km einer der steilsten Bergläufe in Österreich ist, angemeldet. Und so standen wir um 10 Uhr bei der Talstation der Seilbahn an der Startlinie - Andrea mit dem Vorhaben, ihren eigenen vor 5 Jahren (damals nicht honorierten - siehe Bericht aus 2009) Streckenrekord zu verbessern, ich mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch. Nicht zu Unrecht, wie sich bald herausstellen sollte. Bei sommerlich warmen Temperaturen stürmte das Feld über die ersten (und einzigen) flachen 250 Meter los, bevor es an einer kleinen Sprungschanzenanlage vorbei gleich steil aufwärts ging. Am Streckenprofil änderte sich dann kaum mehr etwas: Steil, steil, steil, meist über die Schipiste - nur ganz selten ein paar etwas weniger steile Abschnitte.

Andrea war mit den allerersten Männern an der Spitze davongeeilt, und nur dank der extremen Steigung und dem damit verbundenen langsamen Tempo auch der Spitzenläufer konnte ich sie noch ein paar Minuten vor mir sehen. Eine Kenianerin wollte mit ihr mitlaufen und heftete sich an ihre Fersen. Das war etwa 2 Minuten nach dem Start. Als ich 30 Sekunden später wieder nach vorne blickte, war sie aber bereits von Andrea abgerissen und 1 Minute später deutlich zurückgefallen. Um Andrea brauchte ich mir also keine Sorgen zu machen. Umgekehrt hätte ich ihr, soferne sie sich nach hinten zu mir umgedreht hätte, durchaus Anlass zur Sorge bieten können: ziemlich kraftlos und schneckenähnlich schleppte ich mich bergan, wurde trotz verhaltenen Starts laufend überholt und fühlte mich, als hätte ich schon 5.000 Höhenmeter in den Beinen. Daran änderte sich bis ins Ziel nichts und so war ich diesmal vor allem froh, es überhaupt erreicht zu haben.

Während ich mich noch den langen, steilen Zielhang mehr gehend als laufend hinaufquälte und dabei 100-Meter-Zeiten von knapp 1:30 Minuten hinlegte, war Andrea längst auf dem Gipfel angekommen. Obwohl sie derzeit voll im Training für die Duathlon-EM in Weyer in 2 Wochen steht und die letzten beiden Tage hart trainiert hatte, war ihr ein unglaublicher Lauf und eine Verbesserung des eigenen Streckenrekords um fast 3 Minuten gelungen! Mit 35:56 Minuten hatte sie nur zweieinhalb Minuten Rückstand auf den Gesamtsieger aus Kenia (übrigens so wie Andrea auch Sieger des Jungfraumarathons im vergangenen Jahr)! Insgesamt klassierte sie sich als 5. und hatte fast 4 Minuten Vorsprung auf die zweitplatzierte Kenianerin!

Als Andrea schon ernsthaft überlegte, die Bergrettung zu alarmieren, kam ich dann doch auch noch oben an - beinahe 9 (!) Minuten nach ihr, dafür drei Mal so fertig.

Beim reichhaltigen Kuchenbuffet im Ziel kam ich langsam wieder zu Kräften und hatte dann bis zur Siegerehrung ca. 3 Stunden Zeit, die Gründe für meinen fast 2-stelligen Rückstand auf Andrea zu analysieren: Neben ihrer Wahnsinnsleistung war an der einen oder anderen Minute wohl auch das am Freitag Abend gemeinsam absolvierte ungewohnte Radtraining für den Duathlon „schuld“, das in meinen Oberschenkeln ein seltsames Gefühl der „Leere“ hinterlassen hatte. Andrea hatte dabei jedoch den Vorteil, vor dieser Radeinheit noch 10 km und danach 4 km jeweils in ca. 3:30/mink laufend abgespult zu haben. Und auch nach der Talfahrt mit der Seilbahn ließ sie die nächste Gelegenheit zur Vorbereitung für den Duathlon nicht aus: mit dem Rad fuhr sie die 30 km von Bad Ischl nach Gmunden zurück, und auch das nicht gerade langsam. Immerhin schaffte ich es aber mit dem Auto erstmals an diesem Wochenende, vor ihr am Ziel zu sein. Viel mehr als 10 Minuten betrug mein Vorsprung aber nicht...