Int. Muttersberglauf Bludenz - WRMA World Cup 8.6.
Andi berichtet:
Mit Leberkässemmel und Nussschnecke gestärkt saßen wir Samstag Abend nach
dem Linzer Turmlauf im Zug nach Bludenz, wo wir kurz vor Mitternacht
ankamen und vom Veranstalter sogar noch abgeholt und ins Athletenhotel
gebracht wurden. Der Muttersberglauf war heuer der erste Lauf zum
Berglauf-Weltcup und dementsprechend stark besetzt. Vor allem bei den Damen
war die Starterliste beeindruckend: neben Andrea waren die Silber- und
Bronzemedaillengewinnerinnen der letzten Europameisterschaften, Valentina
Belotti (I) und Mateja Kosovelj (SLO) gemeldet, dazu eine Kenianerin aus
dem run2gether-Team, deutsche und englische Läuferinnen und die starke
Österreicherin Sabine Reiner.
Schon zweifelte Andrea, ob es wirklich klug gewesen war, am Vortag noch
einen (wenn auch sehr kurzen) Wettkampf zu absolvieren und so spät
anzureisen. Aber jetzt war es einmal geschehen. Um 7 Uhr trafen wir uns mit
den anderen Läufern zum Frühstück, etwas später auf dem Weg zum Start war
bereits zu spüren, dass es nicht nur wegen der starken Besetzung ein
„heißes“ Rennen werden würde. Fast 30 Grad hatte es schon um 9 Uhr in der
Früh. Um 10 Uhr dann der Startschuss und ein erstaunlich gemäßigtes
Anfangstempo fast aller Teilnehmer, auch der schnellsten Männer aus Kenia
und Italien. Zu den schnellen Männern zählte auch David, der als
frischgebackener Papa mit Thea und dem 2 Monate alten Emil gekommen war.
Die Hitze und die bevorstehenden 8,46 km mit immerhin 1.160 Höhenmetern
machten die Läufer vorsichtig. Andrea startete zügig, fühlte sich aber
locker und wunderte sich, dass zwischen ihr und der Männerspitze anfangs
nur ca. 10 Meter lagen. Nur aus Respekt vor den allerschnellsten Männern
machte sie das Loch vorsichtshalber nicht zu.
Etwas weiter hinten wunderte ich mich ebenfalls, dass die Zweitplatzierte
der EM in Borovets, Valentina Belotti, gar nicht weit vor mir lief. Im
Übrigen glaubte ich fast, in einem Frauenlauf unterwegs zu sein, so viele
schnelle Damen waren neben und vor mir unterwegs.
Andrea verlor ich schon sehr bald nach Kilometer 1 mit seinen ersten 100
Höhenmetern auf Asphalt aus den Augen. Danach wurde es gleich mal richtig
steil und eng, auf schmalen Wanderwegen machten wir viele Höhenmeter. Mir
ging es aber nicht schlecht und ich fand einen recht guten Rhythmus in
meiner Gruppe. Noch viel besser ging es Andrea weiter vorne - sie legte
ein gewaltiges Tempo vor und überholte bereits einige Männer, die sich
zuvor noch an ihr vorbeigewagt hatten. Zügig näherte sie sich bereits den
top ten der Gesamtwertung!
Nach 3,5 km ging es auf eine etwas flachere Forststraße, wo man, wenn
möglich, bis km 6 ein bisschen Tempo machen konnte. Mit der 3.
Österreicherin, Karin Freitag, kam ich den vor uns liegenden Läufern
langsam näher und mit gleichmäßigem Tempo konnten wir einige überholen,
gegen Ende sogar die Drittplatzierte der EM, Mateja Kosovelj, die
allerdings offensichtlich keinen guten Tag hatte.
Dann ging es schon auf die letzten 2 Kilometer, wieder in einen sehr
steilen Anstieg. Dort stand der Mann von Karin Freitag, der uns anfeuerte
und mit den Worten: „Super Karin, super Andi, jetzt kommt das Schlimmste!!“
Mut machte.
Auf diesem Abschnitt machte Andrea (weit vorne) noch einmal mächtig Druck
und vergrößerte den Abstand auf die an 2. Stelle hervorragend laufende
Sabine Reiner weiter. Obwohl gegen Ende schon etwas müde, distanzierte sie
ihre Gegnerinnen deutlich und kam mit einer sensationellen Zeit von 51:44
min als Siegerin und Gesamtneunte (!) ins Ziel. Auf den Männersieger aus
Kenia hatte sie nur etwas mehr als 3 Minuten Rückstand! 2:04 min betrug ihr
Vorsprung auf die Zweite und schon 5 Minuten auf die Dritte, Valentina
Belotti!
Ich bin auf dem Schlussanstieg etwas eingegangen, kam aber insgesamt doch
sehr gut durch und wurde mit 58:28 min 24. bei den Männern. Dazu waren noch
6 Frauen schneller als ich, darunter Karin Freitag, die mich am Ende noch
überholt und abgehängt hatte. Immerhin hat es bei mir damit noch für einen
2. Platz in der M-45 gereicht.
Hervorragend ist David gelaufen, der nach langwierigen Knieproblemen erst
seit kurzem wieder einigermaßen gut trainieren kann, er verpasste als
Gesamtvierter das Podium nur knapp. Seine Zeit: 49:21 min.
Beim Warten für die Dopingkontrolle (wer kann nach einem schweißtreibenden
Berglauf bei über 30 Grad Hitze schon bald pinkeln...) und bei der
Siegerehrung verbrachten wir noch einige Zeit bei herrlichem Sommerwetter
und tollem Ausblick am Berg, bevor es mit der Seilbahn wieder talwärts
ging. Nach einem halbstündigen Auslaufen sprangen wir zur Abkühlung in das
große Becken des Freibades direkt beim Hotel. Später am Abend spazierten
wir ein bisschen durch Bludenz und füllten die leeren Mägen mit Pizza,
Lasagne und Eis wieder auf. Wir blieben noch über Nacht und am nächsten
Vormittag liefen wir gemeinsam mit Helmut Schmuck noch einmal (fast) die
ganze Strecke des Rennens zum Training hinauf. Mein Rückstand auf Andrea
dabei war schätzungsweise doppelt so groß wie am Vortag und ich war sehr
froh, als es vorbei war...
Kurz nach 12 Uhr Mittags dann saßen wir im Zug Richtung Osten und freuten
uns über ein gelungenes Wochenende mit 2 Weltcupsiegen innerhalb von 17
Stunden. Das gibt's auch nicht alle Tage!