Gislauf, Linz 27.9.
Andi berichtet:
Der Lauf auf die Gis, den Linzer Hausberg, ist der älteste Berglauf
Österreichs und wurde heuer zum 41. Mal ausgetragen. Dieses Rennen in
Andreas Heimatstadt war so etwas wie der Auslöser ihrer erfolgreichen
Berglaufkarriere, denn als sie dort vor vielen Jahren zum ersten Mal an den
Start ging, lief sie so schlecht, dass sie sich fest vornahm, ordentlich zu
trainieren, um im nächsten Jahr das verpatzte Rennen auszubügeln. Das
gelang ihr auch, und es folgten danach bekanntermaßen noch viele weitere
ganz und gar nicht verpatzte Bergläufe!
Zwar stand heuer bereits seit einiger Zeit für den Tag nach dem Gislauf
schon der stark besetzte Berglauf auf den Hochfelln in Bayern fix auf
Andreas Programm, aber nach kurzem Überlegen entschieden wir uns doch für
einen Abstecher nach Linz, da Andrea ausgerechnet bei diesem Berglauf in
ihrer Heimatstadt noch der Streckenrekord fehlte. Den hielt bislang die
Polin Izabela Zatorska mit 34:08 min aus dem Jahr 2002.
7,1 km mit 653 Höhenmetern standen uns also bevor, als um 14.30 Uhr am
Samstag der Startschuss fiel. Kein extremer Berglauf also, nach einer
starken Steigung auf Asphalt zu Beginn folgen flachere Teile auf einer
Forststraße, ein kurzes Wiesenstück, dann wieder langgezogene, aber nicht
allzu steile Aufwärtspassagen auf einer Straße. Auf den letzten 1,5 km geht
es in den Wald mit ein paar Steinen und Wurzeln und über eine etwas
steilere Wiese zum Ziel bei der Giselawarte (daher der Name) auf dem
Lichtenberg. Kaum technische Schwierigkeiten also, was mir sehr
entgegenkommt! Trotzdem war ich wegen des Laufs am Sonntag ein wenig
unschlüssig - aber angemeldet ist angemeldet - das hatte Andrea gleich auch
für mich erledigt.
Sehr rasant ging es gleich mal rund um mich los, meine Platzierung nach den
ersten 100 Metern war nicht berauschend. Auf den Startfotos bin ich gar
nicht zu sehen... Bald schon begann ich, die ersten Schnellstarter
einzuholen und machte Platz um Platz gut. Auch Lieblingsgegner Rudi
Reitberger überholte ich nach ca. 5 Minuten, entgegen seiner Gewohnheit war
er viel zu schnell gestartet und musste mich (erstmals heuer) ziehen
lassen. Ganz weit vorne sah ich Andrea in der Spitzengruppe, die aus 3
Läufern bestand, davonziehen. Nach etwas mehr als der Hälfte sah ich sie
noch immer, was daran lag, dass es mir einerseits sehr gut ging und man
andererseits aufgrund der Streckenbeschaffenheit sehr, sehr weit nach vorne
sehen konnte. Mein Rückstand betrug nach 20 Minuten etwa 1:50. Gegen Ende
musste ich sehr kämpfen, wurde schließlich aber insgesamt nur von einem
einzigen Läufer überholt und erreichte das Ziel nach 36:39 min als
Gesamt-8.
Dunkel erinnerte ich mich, dass ich vor ewigen Zeiten einmal an diesem Lauf
teilgenommen hatte (tatsächlich vor unglaublichen 26 Jahren) und fand auf
der Veranstalter-homepage sogar noch eine Ergebnisliste von damals ( http://www.easypro.at/?W1101024
): Zwar war ich heuer knapp eineinhalb
Minuten schneller als 1988, allerdings hätte meine diesjährige Zeit damals
bloß für den 66. Gesamtrang gereicht! Den 6. Platz belegte vor 26 Jahren
übrigens ein gewisser Alf Poier.
Andrea hatte ihr Vorhaben, den Streckenrekord zu knacken, mit einer ganz
souveränen Leistung deutlich geschafft und kam als hervorragende Gesamt-3.
mit 33:34 min an, nur 0,8 Sekunden hinter Karl Prungraber, Österreichs
derzeit bestem Duathleten, der auf 10 km unter 31 Minuten laufen kann!
Unerfreulich nur, dass der Veranstalter des sonst ausgezeichnet
organisierten Laufes ausgerechnet den wegen Blutdopings gesperrten
Ex-Langläufer Christian Hoffmann (seine im Dezember 2011 ausgesprochene
Sechsjahres-Sperre war im Juli 2012 auf zwei Jahre reduziert worden)
eingeladen hatte. Der gewann das Rennen dann auch in 33:11 min und wurde
von den Organisatoren und einem Großteil des Publikums gefeiert, als ob nie
etwas geschehen wäre. Auch wenn er seine Dopingsperre abgesessen hat und
damit grundsätzlich wieder startberechtigt ist, sollten Veranstalter
überdenken, ob sie einen Start für (ehemalige) Dopingsünder bei ihrem Event
zulassen. Bei vielen namhafte Laufveranstaltungen ist deren Teilnahme
ausdrücklich ausgeschlossen, so etwa beim Wien-Marathon (siehe Punkt 3. (6)
der Teilnahmebedingungen - http://www.vienna-marathon.com/?url=agb).
Jedenfalls aber werden meiner Meinung nach mit einer ausdrücklichen
Einladung solcher „Sportler“ die falschen Zeichen gesetzt.
Ich hatte dann auch das zweifelhafte Vergnügen, als 3. der AK-40-Wertung
bei der Siegerehrung neben Herrn Hoffmann stehen zu dürfen. Immerhin war
ich aber mit meiner eigenen Leistung diesmal sehr zufrieden, und auch
Andrea freute sich über ihren überlegenen Sieg und den Streckenrekord beim
Heimatrennen. Nach einem gemeinsamen Paar Frankfurter mit Gebäck sprangen
wir gegen 17.30 Uhr ins Auto mit der Hoffnung, noch rechtzeitig zur
Pastaparty des Hochfellnberglaufs in Bergen anzukommen.