Österreichische Berglauf-Meisterschaften Gaal 29.6.
Andi berichtet:
Wieder ging es am Wochenende für Andrea und mich bergauf, diesmal aber
nicht über Treppen oder Sprungschanzen, sondern ganz konventionell über
Straßen und Wanderwege auf einen Berg.
Die ÖM im Berglauf standen auf dem Programm, im steirischen Gaal, unweit
der vom großen Flügelverleiher zu neuem Leben erweckten Formel-1-Strecke in
Spielfeld. Eine weitere Touristenattraktion in dieser Gegend ist das
(VW)-Käfermuseum und so standen auch am Sonntag Vormittag neben zahlreichen
untermotorisierten und verstaubten Käfermodellen einige Ferraris und
Silberpfeile an der Startlinie. Der aktuellen Situation in der Formel 1
folgend wollte auch Andrea als Silberpfeil auf den 1.918 Meter hohen
Rosenkogel rasen.
Um exakt 10.45 Uhr schaltete die Startampel auf grün und die heimische
Berglaufelite wurde auf die 7,2 km lange Strecke mit ihren 824 Höhenmetern
geschickt. Andrea hatte die Anweisungen ihres Trainers befolgt und die
letzten Tage ohne Rücksicht auf den Wettkampf voll trainiert, da sie sich
relativ kurzfristig entschlossen hatte, an der Berglauf-EM im französischen
Gap am 12. Juli teilzunehmen. Die EM wird dieses Jahr in der (nicht nur)
von Andrea wenig geliebten Bergauf-bergab-Variante ausgetragen, sodass sie
auch das schnelle Bergablaufen vermehrt trainieren musste. Daher waren die
Beine nicht gerade locker, als Andrea mit der Spitze des Feldes losstürmte.
Sogar einen kaum mehr für möglich gehaltenen Muskelkater hatte sie sich in
den letzten Tagen eingefangen.
Durch die für einen Berglauf anfangs recht ungewöhnliche Streckenführung
konnte ich Andrea noch relativ lange vor mir sehen: auf den ersten 2,5 km
liefen wir auf einer asphaltierten Straße mit nur sehr geringer Steigung,
das Tempo war daher ziemlich hoch und die Berglaufspezialisten konnten sich
noch nicht deutlich absetzen. Nachdem ich die üblichen Turbostarter nach 1
bis 2 km eingeholt hatte, konnte ich Andrea immer noch sehen. Gleichzeitig
hatte ich auch ihre schärfste Konkurrentin, Sabine Reiner aus Vorarlberg im
Blickfeld. Die lief ein starkes Rennen, konnte Andrea aber auch auf dem
flachen Stück nicht folgen und lag etwa 20 Sekunden hinter ihr. Mir selbst
kam das Streckenprofil zumindest am Anfang entgegen und ich konnte sogar
einige wesentlich stärker eingeschätzte Bergläufer zwischenzeitig
überholen.
Nach 4 Kilometern änderte sich die Situation aber schlagartig: Wir bogen
von einer breiten, immer noch leicht ansteigenden geschotterten Forststraße
in einen extrem steilen Waldweg ein, und ab da wurde es ein „richtiger“
Berglauf. 620 Höhenmeter warteten auf den letzten 3 Kilometern. Natürlich
war Andrea jetzt in ihrem Element und schnell außer Sichtweite für mich.
Auch wurde ich nun doch von einigen „echten“ Bergläufern überholt, konnte
aber meinerseits ein ganz brauchbares Tempo aufrecht erhalten.
Weiter vorne vergrößerte Andrea nun ihren Vorsprung, während die Strecke
immer steiler und auch technisch schwieriger wurde. Der letzte Kilometer
geriet dann fast zum Überlebenskampf: der Weg wollte kein Ende nehmen, es
ging zickzack über Wurzeln und Steine und die Steigung erreichte 30%!
Selten war ich mit so großer Anstrengung so langsam unterwegs - am Ende
waren es fast 10 Minuten für diesen Kilometer! Wie in Zeitlupe zogen die
Schilder „noch 500 Meter“, noch 300, 200, 100 Meter“ vorbei, selbst beim
Schild „noch 50 Meter“ war das Ziel auf dem steilen Gipfel noch nicht zu
sehen. Leider musste ich am Ende noch 2 oder 3 Konkurrenten vorbei lassen,
sie hatten einfach mehr Kraftreserven. Auch die Höhe von fast 2.000 Metern
machte sich schon ein wenig bemerkbar.
Andrea war hingegen schon ausgeruht im Ziel, als ich ankam, sie hatte
letztlich deutlich gewonnen, mit einer tollen Zeit von 41:21 min. Sehr gut
gelaufen war aber auch die Zweite, Sabine Reiner, die im Steilstück nur
eine knappe Minute zusätzlich eingebüßt hatte und mit 42:34 min das Ziel
erreichte. 44:55 min zeigte die Uhr für mich auf dem Gipfel des Rosenkogels
- damit wurde ich insgesamt 38. und bei den Herren 36. In meiner AK reichte
es knapp nicht fürs Stockerl, wie bei den ÖM über 10 km wurde ich wieder 4.
Diesmal fehlten 15 Sekunden auf den 3. Platz.
Andrea hingegen holte ihren 7. Meistertitel im Berglauf, den 47.
österreichischen Meistertitel insgesamt und wurde gleichzeitig auch
niederösterreichische Berglaufmeisterin 2014. Nach den
niederösterreichischen und österreichischen Meisterschaften warten nun aber
die Europameisterschaften in Frankreich und im September die
Weltmeisterschaften in Italien.
Nicht uninteressant ist übrigens, dass Andrea am Sonntag sogar einen
gewissen Dominik Landertinger (immerhin aktueller
Olympia-Silbermedaillengewinner im Biathlon) um fast 1 Minute abgehängt
hatte!
Vor der Siegerehrung sprangen wir zur Abkühlung noch schnell in einen Teich
und freuten uns danach sehr, dass es für Andrea bei der Preisverleihung
neben den Meisterschaftsmedaillen statt Staub fangender Pokale einen tollen
Geschenkkorb gab!