Andi berichtet:
Schon zum 8. Mal in Folge machten wir uns auf zum nun schon traditionellen
Winterberglauf nach Kolsass. Schon am Freitag Abend reisten wir an, denn
gleichzeitig fand auch ein Treffen des österr. Berglaufkaders an diesem
Wochenende statt. Samstag Vormittag ging Andrea eine knappe Stunde ruhig
laufen, ich begnügte mich mit einem Spaziergang, da mir derzeit mal wieder
der Rücken Probleme macht und ich Kilometer sparen muss.
Am Nachmittag kam Gerd Frick aus Südtirol an, und mit ihm besichtigten wir
ganz professionell in lockerem Tempo die 2. Streckenhälfte, um die
Bedingungen auszuspionieren und schlaue Taktiken auszuhecken. Danach ging
es mit dem österreichischen Berglaufteam zum Weerberger Adventmarkt.
Während wir dort Punsch tranken, plauderten und diskutierten, ob es dem von
Veranstalter Franz Stöckl eingeladenen Berglaufweltmeister Petro Mamu aus
Eritrea gelingen würde, den Streckenrekord von Jonathan Wyatt zu
unterbieten und einen Sonderpreis dafür zu gewinnen, war Gerd plötzlich
verschwunden. Er hatte offensichtlich, da er um die Verlängerung seiner
bisher kurzen Siegesserie (bestehend aus den beiden letzten Rennen 2012 und
2011) fürchtete, unsere Unaufmerksamkeit genützt, um kurzfristig bei der
österreichischen Botschaft in Eritrea zu intervenieren. Am nächsten Tag
nämlich erfuhren wir, dass Petro Mamu, der sich derzeit in Eritrea aufhält,
kein Visum bekommen hatte und so nicht nach Kolsass kommen konnte!
Nachdem Gerd wieder aufgetaucht war, ging es zurück ins Hotel und zum
Abendessen.
Pünktlich um 10 Uhr am nächsten Morgen wurden 122 Läufer auf die Strecke
von Kolsass über die Sprintwertungen bei der Hoferstub'n und dem Jägerhof
hinauf auf den Kolsassberg geschickt. Unter ihnen kein Berglaufweltmeister
aus Eritrea, dafür bei den Damen eine Welt- und Europameisterin aus
Österreich, die starke Italienerin Renate Rungger, Silvia Olejarova aus der
Slowakei, eine Bergläuferin aus Deutschland und Karin Freitag aus
Österreich. Es gab strahlenden Sonnenschein am Start bei minus 1 Grad.
Andrea schien nach einem flotten Start die erste Rennhälfte etwas zu
verschlafen. Nachdem sie noch einige Läufer überholt hatte, blieb mein
Rückstand auf sie relativ klein. Etwa 10 bis 12 Sekunden hinter ihr lief
ich mit der zweitplatzierten Dame, Renate Rungger. Ich fühlte mich recht
gut und konnte das Tempo von Renate mitgehen. Nach etwa 10 Minuten
beschleunigte Renate ein wenig, wohl in der Hoffnung zu Andrea aufschließen
zu können. Aber auch Andrea wachte jetzt auf und erhöhte das Tempo. So
verlor ich allmählich den Anschluss an die beiden.
Andrea wurde immer schneller und setzte sich entscheidend von Renate ab.
Das konnte ich noch von hinten beobachten. Gleichzeitig aber war es bei mir
mit dem guten Gefühl vorbei, die Beine wurden schwerer und ich kam nicht
mehr voran. Meine gute Platzierung bei der Halbzeit des Rennens konnte ich
nicht halten und wurde von einigen Läufern überholt. Darunter auch Helmut
Schmuck, aber immerhin überholte der mich erst nach ca. 17 Minuten! So
kämpfte ich mich mit aller Kraft voran und konnte dabei zumindest noch in
Sichtweite von Renate Rungger bleiben, die ihrerseits gegen Ende auch
wieder langsamer wurde. 1:11 min stand Andrea schon im Ziel, als ich die
letzten schneebedeckten Stufen erklommen hatte und nach 28:20 min auf dem
Kolsassberg angekommen war. Die Zeit war gar nicht so schlecht wie
befürchtet, immerhin die drittbeste der letzten 8 Jahre. Andrea war mit
ihrer viertbesten Zeit zwar nicht ganz zufrieden, aber durfte sich trotzdem
über einen letztlich eindeutigen Sieg freuen, den 6. schon in Kolsass!
Die größte Aufgabe der nächsten Minuten für mich war es, meine völlig
erfrorenen Finger wieder zum Leben zu erwecken, eine ziemlich schmerzhafte
Angelegenheit! Nachdem mir das endlich doch gelungen war, liefen wir
talwärts und 2 Stunden später bekamen wir beim gemeinsamen Mittagessen im
Jägerhof und der Siegerehrung die Preise für unseren 6. und 13. Platz in
der Gesamtwertung überreicht.
Gerds Rechnung ist übrigens aufgegangen, er konnte sich mit einem starken
Lauf ohne afrikanische Konkurrenz den dritten Sieg in Folge holen, sodass
man jetzt schon von einer akzeptablen Siegesserie sprechen kann.
Auch heuer haben Andrea und ich uns vorgenommen, nächstes Jahr wieder zu
kommen und dabei auch noch ein bisschen schneller zu sein. Diesmal ist uns
das ja geglückt, weil wir voriges Jahr wirklich sehr langsam waren...
Für die Statistiker unsere Zeiten der letzten 8 Jahre:
Jahr
Andrea
Andi
2006
27:30
28:30
2007
27:21
28:37
2008
25:11
28:50
2009
27:33 (mit
Schlüsselbeinbruch)
27:38
2010
26:57
28:46
2011
26:09
27:48
2012
27:20
29:38
2013
27:09
28:20
Hier 2 Videos der Passage ca. 100 m vor dem Ziel und vom Zieleinlauf: