Achenseelauf 1.9.
Andi berichtet:
Auf der Suche nach einem geeigneten Vorbereitungswettkampf für den nahenden
Jungfrau-Marathon stieß ich auf den Achenseelauf in Tirol, einen 23,2 km
langen Kurs rund um eben diesen schönen See mit Start und Ziel in Pertisau.
In Kombination mit dem Quartier für Andrea und mich konnte ich mit dem
Veranstalter gerade noch eine Berg- und Talfahrt mit der Seilbahn auf den
Zwölferkopf für mich und eine Talfahrt für Andrea herausverhandeln. Zu
welchem Zweck wird später verraten. Startgeld wollte der Veranstalter beim
besten Willen nicht bezahlen, er verwies nur auf die mögliche Sieg- und
Streckenrekordprämie. Auch als Berglaufwelt- und Europameisterin hat man es
diesbezüglich (besonders) bei österreichischen Veranstaltern nicht leicht.
Die Hoffnung auf hohe Prämien war recht klein, zumal wir einerseits
wussten, dass der Streckenrekord aus dem Jahre 2004 von der später des
Dopings überführten Slowenin Helena Javornik stammt und andererseits am
Sonntag Morgen feststellten, dass der Veranstalter Läuferinnen aus Kenia,
der Ukraine und Rumänien eingeladen hatte. Dazu ist der Achenseelauf
keineswegs ein Berglauf sondern ein auf den ersten 15 km zunächst fast
völlig flacher Lauf größtenteils auf Asphalt mit nur wenigen kurzen
Steigungen. Erst auf den letzten 8 Kilometern verläuft die Strecke
trailartig auf einem schmalen Wanderweg direkt am See mit zahlreichen
kurzen aber heftigen Steigungen zwischen 10 und 30 Höhenmetern mit ebenso
steilen Abstiegen, oftmals über Stufen und felsige wurzelreiche Pfade.
Nach den 3 Hitzeschlachten am Großglockner, der Schlickeralm und beim
Duathlon in Weyer folgte nun nach dem Kitzbüheler Horn das zweite
Regenrennen hintereinander. Es regnete während des ganzen Laufes
durchgehend, zum Teil richtig stark. Stark fühlte sich Andrea zum Glück
auch gleich nach dem Start und ging das hohe Tempo der schnellen Kenianerin
Gladys Biwott-Jepkurui mit. Diese machte mächtig Druck, setzte sich
zeitweise 20, 30 Meter von Andrea ab, dann liefen die beiden wieder knapp
beisammen. Bis Kilometer 15 änderte sich daran nichts, außer dass die
Rumänin und die zweite Kenianerin vom run2gether Team, die anfangs
ebenfalls mitmischten, bereits weit zurückgefallen waren.
Nun aber kam der technisch schwierige Teil und damit Andreas Stärke. "Hätte
ich gewusst, dass die letzten 8 km so anspruchsvoll sind, wäre ich viel
ruhiger gewesen und hätte die Kenianerin durchaus auch eine Minute
davonziehen lassen", meinte Andrea, die hart am Limit gelaufen war, um den
Kontakt zu ihrer Konkurrentin nicht zu verlieren. Während sie auf dem engen
Weg, direkt am Ufer entlang über Stock und Stein, schmale (vom Regen sehr
rutschige) Holzbrücken, steile Stufen bergauf und bergab in kurzer Abfolge
förmlich flog, ihrer Konkurrentin enteilte und gleichzeitig noch einige
Männer vor ihr überholte, hatte ich mit diesem Streckenabschnitt keine
rechte Freude. Bis dahin war mein Rennen sehr gut gelaufen, nach einer
überraschend schnellen Durchgangszeit bei 10 km (36:17 min; Andrea: 34:40
min) und einem guten Gefühl auf den folgenden 5 km büßte ich v.a. auf den
Bergabstücken wieder einige Plätze ein. Läufer, die ich vorher schon
deutlich abgehängt hatte, überrannten mich v.a. auf den Bergabpasssagen.
Auf diesen nicht ganz ungefährlichen Abschnitten hätte ein falscher Schritt
allerdings beachtliche Abstürze in die Felsen oder sogar den See zur Folge
haben können. „Beruhigend“ war die Anwesenheit von zahlreichen Teams der
Bergrettung und der Wasserrettung an einigen Schlüsselstellen. Entsprechend
vorsichtig ging ich es an und so kamen zu meinen 2:40 min Rückstand bei km
15 auf Andrea auf den letzten 8 km noch fast 4 weitere Minuten dazu. Als
ich etwa bei der Halbmarathonmarke vorbei war, näherte sich Andrea schon
der Ziellinie. Sie hatte bemerkt, dass sich der Streckenrekord ausgehen
könnte, wusste aber nicht mehr die genaue Marke. So rannte sie, obwohl
mittlerweile ganz alleine auf dem 7. Gesamtrang unterwegs, was das Zeug
hielt, um jede Sekunde herauszuholen. Die Einteilung der letzten Kräfte
fiel auch deswegen schwer, weil weder der letzte Kilometer markiert noch
die letzten 500 oder 300 Meter zum Ziel angezeichnet waren und wir die
Strecke nicht kannten. Mit 1:27:42 stürmte Andrea dann ins Ziel und wusste
damit gleich, dass sie den alten Streckenrekord von 1:28:“irgendwas“ sicher
unterboten hatte! Sie freute sich riesig, denn das war wirklich nicht zu
erwarten gewesen. Vor ihr lagen nur 5 Kenianer und ein Österreicher.
Ich kam genau 6 1/2 Minuten und 20 Läufer später, nachdem ich einen
Dreierzielsprint im Kampf um die Plätze 26 bis 28 in der Mitte als 27.
beendet hatte. Da kurz nach mir die drittschnellste Dame, auf die Andrea
zwecks Siegerfoto noch warten musste, eintraf, konnte der 2.Teil von
Andreas Wettkampf-Trainingseinheit gleich beginnen: weniger als 10 Minuten
nach ihrem Zieleinlauf startete sie erneut durch und nahm den 550 Meter
hohen Zwölferkopf direkt hinter Pertisau in Angriff, während ich den
Rucksack mit dem trockenen Gewand schnappte, mit den letzten mir zur
Verfügung stehenden Kräften zur Talstation der Seilbahn „eilte“ und die
ausverhandelte Freifahrt in Anspruch nahm. Mit Hilfe der Seilbahn schaffte
ich es doch, vor Andrea auf dem Gipfel zu sein, die nach ca. 45 min
Laufzeit dort ankam. Die Steigung hatten wir so gewählt, dass die ungefähr
der durchschnittlichen Steigung auf der 2. Hälfte des Jungfrau-Marathons
entsprach.
Nach zweieinviertel Stunden Laufzeit war nun auch Andreas Programm beendet
und wir konnten die Talfahrt mit der Gondel genießen. Nach einer heißen
Dusche im Quartier wieder aufgewärmt wurde der erste Hunger mit Brat- und
Weißwurst gestillt, dann folgte die Siegerehrung. Mit ihrem Erfolg hatte
Andrea auch die „Salomon-Tour“ gewonnen und bekam einen Warengutschein. Ich
durfte mich über den 2. Platz in der M-45 freuen, statt der üblichen Staub
fangenden Pokale gab es diesmal hübsche Trophäen aus Glas, sodass wir nun
im Besitz von 2 brauchbaren Salat (- oder sonstigen) Schüsseln
unterschiedlicher Größe sind.
Wie schon in Kitzbühel hörte es auch diesmal während der Siegerehrung zu
regnen auf und wir konnten wieder bei perfektem Laufwetter mit dem Auto
nach Hause fahren.