Wien - Regensburg - Osaka 9.6.
Andi berichtet:
Freitag Nachmittag startete Andrea das Unternehmen WM-Qualifikation 2007
mit ihrem ersten ernsthaften Versuch über 3.000 Meter Hindernis im Rahmen
der "Domspitzmilch-Gala" in Regensburg. Mit dem SVS-Vereinsbus, abwechselnd
gesteuert von ihr und mir und mit 3 weiteren Athleten "im Gepäck" ging's
von der Südstadt Richtung Bayern. Nach ca. 4 Stunden Fahrt Ankunft in
Regensburg. Dort steuerten wir gleich direkt den Austragungsort des
Meetings, das Stadion des Sportzentrums der dortigen Uni, an (http://www.domspitzmilch-gala.de/impressionen-sussbauer.php).
Ein kleines Training noch, bei Andrea bestehend aus 3 x 400 m in 68, 67 und
65 sec (hier konnte ich jeweils gerade noch bis zum 200er mithalten, um
dann mit 72, 70 und 68 sec zu finishen), darauf noch ein 200er in 29 sec
(hier half mir auch ein fliegender Start nicht mehr, um Schritt halten zu
können).
Höhepunkt des vorabendlichen Trainings war nicht nur die Topform von
Andrea, die sie (v.a. nach der langen Autofahrt) zeigte, sondern auch der
Anblick von Dutzenden echter Hasen, die durch die Wiesen rund um das
Stadion hoppelten und den beiden falschen Hasen interessiert beim Aufwärmen
zusahen! Ein gutes Vorzeichen also für den nächsten Tag!
Danach ging’s zum Quartier und in die nächste Pizzeria zum Abendessen. Ein
kleiner Spaziergang noch durch die Innenstadt von Regensburg – leider viel
zu kurz, denn diese Stadt ist wirklich sehenswert: zahllose
mittelalterliche Häuser, an den Flüssen Donau und Regen gelegen; Regensburg
ist eine der wenigen deutschen Städte, deren Zentrum im Krieg nicht
zerstört oder beschädigt wurde.
Ins Bett um ca. halb eins, dadurch kamen wir einigermaßen ausgeschlafen um
9 Uhr zum ausgiebigen Frühstücksbuffet, danach 20 min lockeres Laufen am
Ufer der Donau entlang, dann begann das Warten (sehr erfreulich für mich,
denn dadurch war wieder viel Zeit für einige Nickerchen). Zu Mittag ein
paar Kohlehydrate in Form von Spaghetti (was sonst), nach einem
ausgedehnten Nachmittagsschläfchen fuhren wir zum Stadion.
Beim Einlaufen sahen wieder die Häschen zu, neugierig, was ihnen wohl jetzt
bald geboten würde.
Für die laufenden Bewerbe des hochkarätigen, toll besetzten (es wurden die
200 m in 20,48 gelaufen, die 800 m in 1:47, die 1.500 m in 3:41, 8 Meter
weit gesprungen und einige WM-Limits erbracht) und hervorragend
organisierten Meetings hatten wir nur noch wenig Aufmerksamkeit übrig, die
Nervosität wuchs.
Um 19:55 Uhr war es dann so weit: Startschuss für die 3.000 Meter Hindernis
der Damen; Andrea setzt sich gleich mit 3 bis 4 Läuferinnen an die Spitze,
eine sehr schnelle erste Runde, dann der erste Wassergraben: fast bleibt
uns (Bruder Bernhard, Hubert Millonig, mir) das Herz stehen, denn Andrea
wurstelt sich mitten im Pulk mit deutlicher Schieflage über das Hindernis
und landet beidbeinig im tiefen Wasser: diese Technik findet sich in keinem
Lehrbuch…!
Dann aber läuft (und springt) alles wie am Schnürchen. Die Südtirolerin
Agnes Tschurtschenthaler, die auch bereits zwei Mal unter 10 min gelaufen
ist, übernimmt die Führung, Andrea heftet sich an ihre Fersen, trotz eines
sehr schnellen ersten Kilometers (3:13) bleibt sie locker, übernimmt
ihrerseits die Spitze, hält das Tempo hoch. Die Italienerin fällt plötzlich
10 Meter zurück, schließt aber 1 Runde später wieder auf und macht Druck
von hinten: das ist wichtig, damit besteht für Andrea keine Gefahr, das
Tempo zu "verschlafen". Durchgang bei 2 Kilometer in 6:32. 2 Runden vor
Schluss gibt Andrea noch einmal mächtig Gas, ihre Verfolgerin kann nicht
mehr mithalten. Andrea wirkt immer noch locker, steigert das Tempo und
läuft die letzten beiden Runden in je 76,5 sec! Auf der letzten Runde ist
ganz klar: das wird nicht nur das WM-Limit, sondern auch eine gewaltige
Verbesserung der bisherigen Bestzeit und des österr. Rekords: kurz vor der
Ziellinie kann Andrea schon jubeln und sich einige Augenblicke später über
9:48,87 min freuen. Limit um fast 10 sec und (eigenen) österr. Rekord um
fast 8 sec unterboten!!
Damit geht’s im August nach Osaka zur Weltmeisterschaft!!!
Damit konnte ich beruhigt zu meinem Bewerb antreten, der 30 min später
startete: Denn wenn ich schon so weit fahre, will ich auch was rennen. Ich
hatte mich für den 10.000m-Lauf angemeldet, und da die "Domspitzmilch-Gala"
ein offenes Meeting ist (es gab über 800 teilnehmende Athleten), durfte ich
auch tatsächlich mitlaufen. Die ersten Kilometer waren für meine
Verhältnisse viel zu schnell, aber ich musste dranbleiben, um nicht an
letzter Stelle hinterherzulaufen. Die 3.000 m gingen wir in 9:45 durch,
dann wurde es etwas langsamer. Meinen "Tempomachern" ging offensichtlich
die Luft aus und ich musste vorgehen. Bei km 4,5 fielen sie schlagartig
zurück und ab diesem Zeitpunkt musste ich leider alleine laufen (die
anderen Läufer waren zu weit vorn). 5.000 m in 16:31, dann musste ich mich
schon sehr anstrengen, um die folgenden km in 3:23 bis 3:27 zu laufen. Bei
km 7-8 bemerkte ich, dass sich noch andere Läufer ihr Rennen schlecht
eingeteilt hatten, ich konnte noch 2 oder 3 überholen und in der letzten
Runde sogar meine Tempomacher der ersten 4 km überrunden(!). Dass ich
selbst einige Male überrundet wurde, war nicht wirklich überraschend.
Letztendlich kam eine Zeit von 33:30 heraus, mit der ich sehr zufrieden
bin. Der Sieger lief 30:29.
Nach der Siegerehrung (natürlich für Andrea), bei der sie einen
Siegerscheck von € 500,-- und eine mit Käsespezialitäten des Hauptsponsors
"Domspitzmilch" gefüllte Kühltasche erhielt, machten wir uns zur Rückfahrt
nach Wien auf.
Abfahrt ca. 23 Uhr, Ankunft in Wien 3:20 Uhr.
Ach ja, am nächsten Tag um 12:15 trat Andrea bei den NÖ-LM in Schwechat
über 1.500 m an und gewann den Landesmeistertitel bei brütender Hitze
souverän und ganz locker laufend in 4:42.
Tja, wenn’s[ie] lauft, dann lauft’s[ie]…
P.S.: Ich bin am WM-Limit über 10.000 m (28:10 min) leider um 5:20 min
vorbeigeschrammt. Lag wohl an der langsamen Bahn. Aber ich versuch’s
weiter…!