Während sich unsereins im Gastgarten vergnügt, läuft Pascal einige lockere Runden.
Er berichtet:
Nachdem der 24-Stunden-Lauf in Völkermarkt abgesagt wurde, verspürte ich
das Bedürfnis nach einer Alternative. Auch wenn sich dafür der
100-km-Lauf in Wien anbieten würde, wollte ich mir etwas Abwechslung
gönnen.
Dieses Wochenende gab es in Österreich zwei 12-Stunden-Läufe, einen in
Vogau in der Steiermark und einen in Dornbirn in Vorarlberg. An
letzterem ist vor allem interessant, dass er in der Nacht stattfindet
und damit fast als Ersatz für einen 24-Stunden-Lauf herhalten kann (ich
laufe sehr gerne in der Nacht).
Da ich mir auf diese Weise außerdem die 31 Grad Hitze des Tages ersparen
konnte, entschied ich mich für Dornbirn. Quartier benötige ich für einen
Nachtlauf ohnehin keines, sodass sich die Reise sogar einfacher
gestaltet als bei einem Tagestermin.
Zudem waren die Falschen Hasen in Vogau ohnehin durch Christian Chmel
vertreten, sodass zwecks besserer Streuung ein Antreten in Dornbirn
angebracht erschien :-)
Also setzte ich mich am Samstag um halb zehn in den Transalpin und fuhr
nach Dornbirn. Die Reise war sehr schön, es gab eine Menge imposanter
Berge und schneebedeckter Gipfel zu sehen.
Am Ort des Geschehens, dem Dornbirner Messegelände, angelangt, wurde ich
herzlich empfangen - sowohl vom Veranstalterteam, als auch von einigen
"alten Bekannten". Darunter waren auch Oliver Grof aus Ungarn und der
österreichische 24-Stunden-Vizemeister Rudi Ohme.
Bei der Startnummernausgabe wurde uns das innovative Chip-System
vorgestellt, das zur Rundenzählung verwendet wurde. Man bekommt dabei
einen (nur einige Quadratmillimeter großen) Transponder, den man sich
(per um die Fingerspitze gewickeltem Klebeband) am Zeigefinger montiert.
Im ersten Moment fühlte sich das zwar unangenehm an, man gewöhnt sich
aber schnell daran.
Damit eine Runde registriert wird, muss man im Start-/Zielbereich seinen
Zeigefinger (samt Transponder) kurz in ein Lesegerät stecken. Nach
einiger Übung schafft man das, ohne abzubremsen. Man darf eben nur nicht
darauf vergessen. Es gab vier Zählstationen, die man wahlweise benutzen
konnte. Das System funktionierte problemlos und lieferte auf mehreren
großen Flachbildschirmen jederzeit aktuelle Zwischenergebnisse; es
stellt für kleine Rundenläufe eine sehr kostengünstige Alternative zu
den "großen" Chip-Systemen dar.
Nun wollte ich die Strecke besichtigen. Unter Verwendung des aus dem
Internet ausgedruckten Streckenplanes landete ich allerdings auf einer
Baustelle mit ausgesprochen unangenehmen Streckenbedingungen (Schotter
mit recht großen Steinen). Eine Nachfrage beim Veranstalter ergab, dass
die Strecke deshalb kurzfristig geändert wurde - die Baustelle musste
aber dennoch gequert werden. Die neue Länge der völlig ebenen Runde
betrug 1.222 Meter.
Um 22 Uhr startete der Lauf bei angenehmer Temperatur, aber recht
starkem Wind. Im umgebenden Gebirge gab es mehrere Gewitter, die jedoch
bald verschwanden - und mit ihnen auch der Wind.
Ich hatte mir eine Distanz von 125 km vorgenommen. Bei meinem ersten
(und bisher einzigen) 12-Stunden-Lauf im Jahr 2000 schaffte ich 120 km,
obwohl dies (abgesehen von 50-km-Läufen) mein erster Ultra war und die
Strecke eine Steigung enthielt. Deshalb (und auf Grund meiner
Entwicklung bei anderen Distanzen; z.B. knapp 110 km in 10 Stunden)
hielt ich 125 km für realistisch. Ich nahm mir daher ein Tempo von ca.
5:40 min/km bzw. 7 Minuten pro Runde vor.
Ich bemerkte schnell, dass ich meinen Plan nach unten korrigieren
musste, denn 7-Minuten-Runden schaffte ich von Anfang an nur dann, wenn
ich auf Gehpausen verzichtete. Das würde ich aber nicht durchhalten.
Also machte ich weiterhin meine Gehpausen und lief Rundenzeiten in der
Gegend von 7:15 Minuten.
Nach etwa 1:30 Stunden wurde ich plötzlich "von selbst" (ohne
zusätzliche Anstrengung) schneller und absolvierte (trotz Gehpausen) in
den nächsten zwei Stunden fast alle Runden in unter 7 Minuten, sodass
mein Ziel wieder erreichbar schien. Nach insgesamt 4 Stunden war ich
genau im Plan für die 125 km.
Leider schlug nun das nächtliche Tief zu, sodass sich meine Zeiten
schnell in Richtung 7:30 und später sogar 8 Minuten bewegten. Ich hoffte
auf ein baldiges Ende dieses Tiefs, doch leider ohne Erfolg. Selbst nach
insgesamt 8 Stunden (nun ging die Sonne wieder auf) brachte ich trotz
einer fast halbstündigen Pause nur Rundenzeiten jenseits der 8 Minuten
zustande.
Ich hatte zwar keine Schmerzen, fühlte mich aber insgesamt recht leer.
Daran änderte auch die tolle Betreuung durch die Frau des späteren
Siegers Rudi Ohme nichts. Zudem wären bei Beibehaltung oder weiterer
Reduktion meines Tempos insgesamt nicht einmal 110 Kilometer drinnen
gewesen. Dies war mir dann doch etwas zu wenig. Ich beschloss, mich zu
schonen und beendete nach 8 Stunden mit 74,5 km das Rennen. Dieses
Ergebnis reichte immerhin noch für den 6. Rang.
Ergebnisse inkl. Rundenzeiten: http://www.nachtlauf.at/
Ich sehe vor allem zwei Ursachen für meinen Abbruch: einerseits den vor
nur einer Woche gelaufenen Wien-Marathon (dies war das erste Mal, dass
ich eine Woche nach einem Marathon einen Ultra versuchte; ich werde so
etwas auch nicht mehr machen), andererseits habe ich während des Laufes
vermutlich zu wenig gegessen (es gab an der Verpflegungsstelle nur Äpfel
und Bananen).
Alles in allem war es eine tolle Veranstaltung mit schöner Atmosphäre
und netten Leuten. Das Veranstalterteam ist sehr motiviert und wird auch
Verbesserungsvorschläge (z.B. im Hinblick auf die Verpflegung)
berücksichtigen.