PizTri Vertical Malonno (I) 3.8.

Andi berichtet:
Es war wirklich eine spontane Entscheidung dieses Mal: Am Donnerstag um 3 Uhr Morgens war Andrea im Nachtdienst zum wiederholten Mal wegen eines Patienten, der mit einer Lappalie mitten in der Nacht in der Unfallambulanz auftauchte, aus dem Schlaf gerissen worden. „Nichts wie weg - auch wenn es nur für ein Wochenende ist“, dachte sie sich und schickte dem Veranstalter ein SMS, dass wir am Samstag zu seinem Vertical-Rennen kommen. In allerletzter Sekunde, denn eigentlich hätte sie bis spätestens Mittwoch Abend zusagen sollen...

So saßen wir am Freitag kurz nach Mittag im Auto, arbeiteten uns durch den obligaten Stau übers Deutsche Eck und weiter über den Brenner nach Italien, bogen kurz nach dem südlichsten Zipfel von Südtirol nach Westen ab und kamen nach weiteren 2 Stunden auf der Landstraße über den passo Tonale und Ponte di Legno, wo Andrea 2012 die Berglauf-WM gewonnen hatte, in Malonno an (diesmal ohne kaputten Reifen, wie letztes Jahr).

Eine halbe Stunde auslaufen am Fluss Oglio entlang lockerte die müden Beine wieder ein wenig auf und nach einem gemeinsamen Abendessen mit den anderen Athleten ging es früh ins Bett.

Bei der Anreise hatte es fast überall noch fürchterlich geschüttet, aber am nächsten Morgen erwartete uns das schönste Sommerwetter, sonnig, aber trotzdem nicht allzu heiß - fast ideal zum Laufen und für schöne Fotos!

Vermeintlich kurze 3,5 km lagen vor uns, aber die 1.000 Höhenmeter eines "kilometro verticale" sorgen dafür, dass sich diese Strecke eher wie ein Marathon anfühlt und nicht wie eine knappe Gerade auf der Hauptallee.

Um 10.30 Uhr startete das Frauenrennen mit Andrea und ihrer "ewigen Rivalin" Valentina Belotti sowie zahlreichen starken Läuferinnen aus Italien, England, Slowenien und sogar aus Afrika. Da ich erst um 11 Uhr dran war, hatte ich noch Zeit, ein paar Fotos der schnellen Frauen auf dem ersten, schon extrem steilen Abschnitt zu machen. Andrea lag gleich vorne, wurde aber zunächst hartnäckig verfolgt von Valentina und der Läuferin aus Ruanda. Aber schon nach 5 Minuten wurden die Schritte hinter ihr leiser und an den Anfeuerungen der Zuschauer, die in Massen an der gesamten (!) Strecke standen, merkte Andrea, dass ihre Verfolgerinnen immer weiter zurückfielen. Bald war sie ganz allein an der Spitze und legte dabei wieder ein unglaubliches Tempo vor! Sollte es möglich sein, den eigenen im Vorjahr aufgestellten und für unantastbar gehaltenen Streckenrekord anzugreifen? Die Strecke wurde immer schwieriger, teilweise mussten Wiesenstücke von unglaublicher Steilheit direttissima bezwungen werden.

Für mich und meine Streitgenossen um mich herum stellten sich diese Stücke wie eine Wand auf und viele Abschnitte konnten wir nur gehend bewältigen. Andrea dagegen absolvierte 95% der Strecke laufend. Als wir um 11.00 Uhr losgelassen wurden, fehlten ihr nur noch 160 Höhenmeter zum Gipfel. Unter dem Jubel der italienischen Zuschauer - fast alle sind große Fans von Andrea und sie ist dort wesentlich bekannter und beliebter als in Österreich - näherte sie sich dem letzten Abschnitt, der nicht ohne Grund als "leggendario muro finale" bezeichnet wird. Diese Almwiese ist auf den 80 verbleibenden Höhenmetern zum Ziel so steil, dass man fast aufpassen muss, nicht rücklings wieder runterzufallen. Krabbeln auf allen Vieren ist angebracht, wenn man nicht Andrea heißt: Die griff vielleicht 2 oder 3 Mal kurz auf den Boden, und lief (!) ansonsten aufrecht bis zum Zielbogen auf der malga Campel. Und in welcher Zeit! Mit 37:20 min verbesserte sie tatsächlich ihren Rekord um 51 Sekunden! Die Zuschauer waren aus dem Häuschen!

Inzwischen hatte ich die ersten Steilstücke absolviert und merkte, dass es mir recht gut ging. Langsam, aber stetig überholte ich einen nach dem anderen, natürlich waren wieder viele viel zu schnell gestartet, das tut bei einer so steilen Strecke dann besonders weh. Nach 15 Minuten hatte ich sogar 2 von 3 Läufern des maltesischen Berglaufnationalteams eingeholt, allerhand! Schneller als erwartet passierte ich die 500-Höhenmeter-Markierung, dort folgte sogar ein kleines fast flaches Stück, dann gings wieder steil bergauf.

Immer noch machte ich Plätze gut und auf den letzten 12 Minuten tauchte plötzlich Andrea auf, die mir entgegengelaufen war und mich nun auf den ausstehenden 250 Höhenmetern begleitete. Jetzt wurde es aber richtig schwer, doch ich kämpfte weiter, angefeuert von Andrea, die utopische Vorschläge wie "schneller!" oder "große Schritte!" machte und mich dabei auch noch mit dem Handy filmte! Es existiert daher ein 10-minütiges Video meiner finalen Anstrengungen, das in manchen Phasen nur mit etwas gutem Willen von einem Dauerstandbild zu unterscheiden ist. Trotzdem näherte ich mich für meine Verhältnisse doch recht flott dem "muro finale", musste nur noch einen einzigen Konkurrenten vorbeilassen und krabbelte auf allen Vieren den senkrechten Hang hinauf. Mit 46:08 min war ich aber immerhin 3:13 min schneller als letztes Jahr und damit wirklich zufrieden! Das war der 36. Platz von 96 Männern und reichte sogar für einen 2. Rang in meiner AK, wofür ich eine große Schachtel mit Keksen, Spaghetti und anderen Leckereien einer lokalen Bäckerei bekam!

Nach der flower-ceremony genossen wir noch eine Weile die tolle Aussicht und das wunderschöne Wetter hoch oben auf der Alm und wurden dann auf der Ladefläche eines Pick-up relativ ungemütlich, aber doch irgendwie originell über die ziemlich holprige Forststraße wieder nach unten geführt.

Dort setzten wir uns ganz vorbildlich mit den Lernsachen für die Facharztprüfung bzw. den Gerichtsakten zur Verhandlungsvorbereitung 1 1/2 Stunden an den Fluss und brachen dann zum Abendessen und zur großen Siegerehrung auf die piazza von Malonno auf.

Obwohl recht stressig, war es doch ein schönes Wochenende und die lange Fahrt hat sich wieder ausgezahlt!

01nervös vor dem Start 02Andrea führt schon 03kurz nach dem Start 04noch halten 2 mit 05Andrea allein._ 06._.im Wald 07Andrea im Ziel 08Streckenrekord! 09Andrea filmt 10Andi krabbelt 11so steil ist es am Schluss 12die Schnellsten 13Andi und die Keksschachtel 14Autogrammstunde 15die Sieger 16die 2 Sieger sprinten noch mal 17Aussicht 18so gehts 19so! 20der muro finale in ganzer Länge 21gleich wirds ungemütlich 22auf der Ladefläche 23the best jquery html lightboxby VisualLightBox.com v6.1