Quintuple Ironman Bad Blumau 11.-18. 7

Robert berichtet:
Letztes Jahr hatte ich mich beim Double Ironman mit einem der Veranstalter angefreundet. Philipp hatte sicherlich einen gewissen Einfluss darauf, dass ich mich für den erstmalig in Bad Blumau ausgetragenen Fünffach-Ironman anmeldete. Die Idee hatte mich im Herbst letzten Jahres nicht mehr losgelassen. Ich stimmte mich mit Eva ab, da sie meine Betreuerin sein sollte. Und Eva war interessiert. Ohne Betreuung ist ein derartiges Unterfangen aussichtslos. Im Oktober meldete ich mich schließlich an.
Meine Vorbereitung war nicht sehr speziell und es war kein großer Unterschied zum Vorjahr. Ich war 2019 beruflich ziemlich ausgelastet und daher trainierte ich weniger als ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Insbesondere am Rad hatte ich für so ein großes Projekt einfach zu wenige Kilometer trainiert.
Das Projekt war also ein Fünffach-Ironman continuous: d. h. 19 km Schwimmen, 900 km Radfahren, 211 km Laufen. Klingt sehr verrückt und ist auch sehr verrückt.
Ultratriathlons werden in der continuous-Variante und in der one-per-day Variante (also ein Ironman pro Tag) abgehalten. Die continuous Variante bedeutet, dass jede Disziplin durchgehend zu erledigen ist. D.h. 19 km Schwimmen und dann erst aufs Rad... Diese Variante ist bedeutend schwieriger, da die muskuläre Belastung viel höher ist.

Veranstaltung und Strecke: Für den Quintup0le waren 33 Teilnehmer angemeldet. Gleichzeitig wurde auch ein Triple und Double Ironman abgehalten. Die Veranstaltung fand wie letztes Jahr im Ort Bad Blumau statt. Das Schwimmen wurde in einem 25 m Becken der Therme abgehalten. Rad- und Laufstrecke wurden in einem für "Ultras" üblichen Rundkurs organisiert. Der Wettbewerb war wieder toll organisiert. Am Vorabend fanden das Briefing und die persönliche Präsentation jedes einzelnen Teilnehmers statt.
Wir konnten wieder unsere Unterkunft vom letzten Jahr direkt an der Radstrecke bekommen. In einem Zelt zu schlafen wäre für mich undenkbar. Bei Bedarf konnte ich also einfach kurz im Zimmer Pause machen, mich duschen oder umziehen usw. Eva stellte sich dankenswerterweise wieder als meine einzige Betreuerin zur Verfügung und war dementsprechend gefordert. Fast alle Starter hatten mehrere Betreuer.

Die Wettkampfwoche:
Meine einzige Erfahrung im Ultratriathlon war der Double Ironman vom letzten Jahr in Bad Blumau. Die meisten Starter hatten schon viel Erfahrung für Ultradistanzen. Für mich war es eine Selbsterfahrung und ein Experiment. Vor allem in Hinblick auf Schlafentzug hatte ich überhaupt keine Vorstellung, wie mein Körper reagiert.
Mein Ziel war es bis Dienstagabend fertig zu sein. Da gab es nämlich die Siegerehrung und ein Abendessen für alle Teilnehmer die schon im Ziel waren. Der Start des Wettbewerbes war Donnerstag um 14 Uhr. Zielschluss war Mittwoch um Mitternacht. Es war also mehr als sechs Tage Zeit für ein Finish.
Einige Tage vor dem Start bemerkte ich zwei Risse unter den Zehen. Ich unterschätzte das Problem vorerst. Am Vorabend waren die Risse schon auseinanderklaffende Wunden. Der Bewerb war definitiv gefährdet. In Absprache mit einem Arzt versuchte ich einen Start. Regelmäßige Behandlung mit Sprühpflaster und später dann mit fettiger Creme war nötig, um das Problem letztlich in den Griff zu bekommen.
Vom Wetter her war es relativ günstig. Wir hatten keine Hitzewelle erwischt. Von Donnerstag bis Samstag war es wechselhaft. Teilweise regnete es auch immer wieder. Ab Sonntag wurde es für meinen Geschmack viel zu warm, aber immerhin nicht heiß.

Schwimmen:
19 km im Sportbecken der Therme - also 760 Längen - Klingt unglaublich viel - dennoch war das Schwimmen jene Disziplin, welche ich am wenigsten fürchtete. Ich hatte schon Erfahrung vom 24 Stunden Schwimmen, wo ich einen Test über 19 km machte. Ich wusste also, Schwimmen kann ich mit regelmäßigen Pausen schaffen. - Das Zeitlimit: 16 Stunden - Mein Plan: 50 min Schwimmen, dann 10 Minuten Pause und immer aus dem Becken rausgehen. Ich rechnete mit 10 - 11 Stunden. - Das Schwimmen verlief nach Plan und ohne Probleme. Die letzten 5 km mischte ich zw. Kraul und Brust. In 9 Stunden 34 Minuten konnte ich das Schwimmen beenden und war echt zufrieden. Meine Zehen machten beim Schwimmen keine Probleme. Allerdings wurden die Risse noch etwas größer. So war ich doch in Sorge, wie sich das Problem weiterentwickelt.
Wechselzone: Nach dem Schwimmen machte ich mich fürs Radfahren fertig und verließ die Wechselzone. Bevor ich mit dem Radfahren loslegte machte ich aber ca. 90 Minuten Pause in der Unterkunft. Heiß duschen. Wunde versorgen. Essen. 20 min schlafen.

Radfahren:
342 Runden zu 2,65 km - ergibt 900 km. Die Runde führte durch den Ort. Dabei war jedes Mal eine 400 - 500 m lange leichte Steigung zu bewältigen. In Summe ergaben sich dadurch etwa 6000 Höhenmeter.
Mein Tempo gestaltete ich vorsichtig und ich fuhr streng nach Puls (unter 120). Im Schnitt fuhr ich ein Tempo von 25 km/h bezogen auf die reine Fahrzeit. Mir war klar, dass ich für dieses Megaprojekt zu wenige Radkilometer trainiert hatte. Es war daher meine einzige Chance irgendwie durchzukommen.
Die Radfahrt begann für mich Freitag um 1 Uhr in der früh. Ich versuchte mir dabei die 900 km in Teiletappen (10 mal 90 km) vorzustellen. Nach jeder Teiletappe machte ich eine Pause. Jedes Mal war die Wundversorung angesagt, was ziemlich mühsam war. Natürlich auch Essen und manchmal auch 20 min Schlafen. Die Radfahrt war auch immer wieder durch kürzere Regenschauer unterbrochen. Ich versuchte den Regen wegen meiner Wunden und auch wegen Blasenbildung zu vermeiden.
Meine erste längere Schlafpause (ca. 3 Stunden) machte ich dann von Freitag auf Samstagnacht, nach ca. 400 Radkilometer.
Am Samstag verlief das Radfahren bis km 650 relativ problemlos und einigermaßen nach Plan. Dann kam die erste ernsthafte Krise. Meine Muskulatur war ziemlich am Ende und die Erschöpfung war nicht mehr wegzubekommen. Ich fuhr noch etwa bis Mitternacht um meinen Plan von 8 Radteiletappen zu erfüllen. Dann schlief ich ca. 3 Stunden. Für Sonntag hatte ich noch 180 km zu erledigen. Ich startete ca. um 4 Uhr früh.
Der Sonntagvormittag war dann eine wirkliche Qual. Es wurde sehr warm und das Radfahren war wirklich nicht mehr lustig und meine Muskulatur war am Ende. Ich zählte schon jede Runde. Ich freute mich während des Radfahrens auf das Laufen. Einfach nur eine andere Bewegung machen…

Laufen:
Zur Wechselzone kam ich Sonntag um 11 Uhr. Aber zuerst noch ab in die Unterkunft meine Zehen versorgen, Duschen und Essen. Nach 90 Minuten Pause begann ich mit dem Laufen - 74 Runden zu 2,9 km warteten auf mich - in Summe 211 km. Eigentlich unvorstellbar mit der angeschlagenen Muskulatur. Die Strecke führte vom Zielgelände Richtung Therme und wieder zurück. Die Strecke war auf Wiesenwegen - wunderschön - aber durchaus anspruchsvoll. Ich war in der Lage langsam zu laufen. Die ersten 50 km waren echt ok. 80 % langsames Laufen - zwischendurch gehen. Mit dieser Taktik gehörte ich zu den schnelleren Teilnehmern. Sonntagabend konnte ich dann nicht mehr laufen - Erschöpfung machte sich breit. Und ich spürte eine leichte Zerrung am hinteren Oberschenkel. Daher konnte ich nur noch gehen. Gehend legte ich noch einige Runden zurück.
Montag um 1 Uhr früh (ca. 70 km waren geschafft) gönnte ich mir dann eine Schlafpause bis 5 Uhr früh. Der Montag sollte dann mein härtester Tag der gesamten Woche werden! An Laufen war überhaupt nicht mehr zu denken. Ich hatte noch 140 km vor mir und konnte keinen Schritt laufen. Ich versuchte es mit flottem Gehen und schaffte einige Stunden lang 6 km/h. Bei warmen Temperaturen wurde meine Erschöpfung immer größer.
Es kam die schlimmste Krise der Woche: Mein Gehtempo sank auf 5 km/h. Meine Frustration stieg. Nur gehen machte mir einfach keinen Spaß. Montagmittag war ich so erschöpft, dass ich beschloss eine 4 Stunden Pause einzulegen. Außerdem war ich kurz davor aus dem Bewerb auszusteigen. Mit Eva habe ich die Lage und eine mögliche Aufgabe besprochen. Ich versuchte zu schlafen und hatte Schüttelfrost. Es fühlte sich nach dem baldigen Ende an. Am späten Nachmittag ging ich doch nochmal zurück auf die Strecke. Es blieb weiterhin schwierig und bei ca. 5 km/h drehte ich meine Runden. Bis Mitternacht mühte ich mich ab. Dann war wieder eine 4 Stunden Pause geplant - Blasenbildungen hatten nun auch begonnen und Schwellungen waren mittlerweile ebenfalls da.
Um 4.30 startete ich in den Dienstag und hatte noch 70 km vor mir. Nach einigen Gehminuten, wagte ich erste Laufschritte. Die Freude war riesig. Ich konnte laufen, ich konnte mein Glück nicht fassen. Vom Hochgefühl getrieben, konnte ich meine schnellsten Rundenzeiten hinlegen. 50 km konnte ich dann großteils im Laufschritt zurücklegen. Es war nach gestern eine Wohltat und das Finish absehbar. Gegen Ende wurden aber meine Blasen zu einem ernsthaften Problem. Es war eine Auszeit beim Arzt notwendig. Die letzten 20 km konnte ich dann trotz größer werdender Probleme genießen. Dienstag am frühen Nachmittag war ich dann im Ziel und habe ein Megaprojekt geschafft.
Ich bin stolz. Nach 121 Stunden war ich im Ziel. Von 32 Startern belegte ich den 20. Gesamtrang. Erstaunlicherweise gab es nur 2 Aufgaben.

Resümee:
Geschafft! Eine spannende Selbsterfahrung. Aber eindeutig zu wenig am Rad trainiert. Ein Fehler war sicherlich auch mit der ersten Schlafpause zu lange gewartet zu haben.
Ich schaffte es rechtzeitig für Dienstagabend zum Essen. Am Abend gab es dann die Ehrung jedes Teilnehmers, inklusive tollem Abendbuffet.
Das Beste und für mich auch das Wichtigste ist die Gesundheit. Ich hatte keine Verletzungen oder sonstige bleibende ernsthafteren Probleme davongetragen. Viele Blasen und Schwellungen waren zu sehen. Auch die Zehennägel waren ordentlich mitgenommen.
Am nächsten Tag konnten wir noch die Therme genießen ehe wir am Donnerstag wieder nach Wien zurückfuhren. Dann brauchte ich einige Zeit, um die Erlebnisse zu verarbeiten.
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