Sportler Vertical Innsbruck 30.9.

Andi berichtet:
Ganz kurzfristig hatte Andrea sich entschlossen, an diesem Vertical-Rennen teilzunehmen. Die Anregung kam vom ÖSV-Schibergsteiger-Team, das in der Innsbrucker Gegend gerade eines seiner zahlreichen Trainingslager absolvierte. Andrea war ja in diesem Jahr auf Anhieb Weltmeisterin im Vertical- (also nur Bergauf-) Bewerb auf Schiern geworden, und so lag es nahe, einmal die Laufvariante zu probieren. Ein „Vertical“ ist ein Berglauf, bei dem rund 1.000 Höhenmeter auf sehr kurzer Strecke (3 bis 3,5 km) zu bewältigen sind, mit anderen Worten ein sehr, sehr, sehr steiler Berglauf. Am Freitag Abend besichtigten wir noch schnell die ersten 200 Höhenmeter und verschafften uns einen Eindruck von der 3,6 Kilometer langen Strecke mit ihren 1.045 Höhenmetern. Sie führt von der Hungerburg (860 m ü.d.M.), die etwa 250 Meter oberhalb von Innsbruck liegt, bis auf die Seegrube (1.905 m ü.d.M.). Ein Großteil davon deckt sich mit dem Seilbahnsteig der Nordkettenbahn. „Ein Muss für Höhenmeter-Zeit-Fetischisten“ wirbt der Veranstalter (ein großer Südtiroler Sportartikelhändler) in seiner Ausschreibung.

Zu Beginn gibt es noch ein paar hundert Meter mit geringerer Steigung, nach 3 Minuten gehts aber dann wirklich zur Sache! Extrem steil mit vielen Stufen und tatsächlich fast schnurgerade auf der Seilbahntrasse geht es bergwärts. Bei diesem Rennen sind Schistöcke erlaubt und ca. 80% der Teilnehmer (auch ich) nahmen die Stecken zu Hilfe. Nicht aber Andrea - sie vertraute allein auf ihre Beinkraft. „Schnellste Läuferin ohne Stöcke“ wollte sie werden, so verriet sie dem Sprecher im Interview kurz vor dem Start. Der erfolgte um 10.30 Uhr, und zwar als Massenstart, was zu einem unglaublichen Gedränge und Steckengestocher auf den ersten Metern führte. Andrea zog mit den ersten 10 Läufern davon und ich steckte mitten im Gewühl.

Da ich großen Respekt vor dem steilen Anstieg hatte, begann ich relativ vorsichtig, was einerseits sehr vernünftig ist, andererseits aber auch nicht, weil sich das Überholen auf den engen, steilen Passagen mit den vielen hohen Stufen ziemlich schwierig gestaltet und eine Menge Kraft kostet. Auch technisch war die Strecke nicht ohne: Viel lockeres Geröll und sehr unregelmäßige Stufen, teilweise große Steine machten es schwer, einen guten Rhythmus zu finden. Davon unbeeindruckt stiefelte Andrea ganz weit vorne steckenlos in einem Wahnsinnstempo Richtung Seegrube und erreichte diese nach unglaublich kurzen 38:53 Minuten und als Gesamtsiebente! Den Streckenrekord aus dem Vorjahr unterbot sie dabei um fast 12 Minuten, die doch etwas schnellere Zweitschnellste der heurigen Ausgabe ließ sie aber auch noch fast sechseinhalb Minuten hinter sich. Danach dauerte es noch einmal knapp 2 Minuten, bis auch ich nach genau 47 Minuten das Ziel erreichte. Einmal war ich vom richtigen Weg abgekommen und für eine Weile auf die mountainbike-downhill-Strecke geraten, die neben dem Seilbahnsteig verläuft, aber als wirklich gute Ausrede für meine mehr als 8 Minuten Rückstand auf Andrea kann ich das nicht verwenden. Vielleicht hätte Andrea ohne dieses Missgeschick nur 7:45 min auf mich warten müssen. So hatte sie Zeit genug, mir weit entgegenzulaufen und mich anzufeuern, sodass ich es schaffte, meinen 33. Gesamtrang vor dem kurzfristig stark aufholenden 34. zu verteidigen.

Sofort nach dem Siegerinterview mussten wir mit der Seilbahn nach unten fahren, da Andrea zu einer Besprechung mit dem ÖSV-Schibergsteiger-Teamleiter zur Talstation beordert wurde. Der ließ uns dann erstmal ein dreiviertel Stunde warten. Andrea wollte noch ein 2. Mal hinaufgehen, und da uns jemand gesagt hatte, dass die Siegerehrung um 14 Uhr oben im Ziel stattfinden würde, ging ich also um 13 Uhr und Andrea nach einer kurzen ÖSV-Besprechung 10 Minuten später erneut los. Mittlerweile war es ganz schön heiß und der 2. Anstieg wurde ziemlich anstrengend, sogar für Andrea. 3 Minuten nach 14 Uhr kamen wir oben an, wo uns mitgeteilt wurde, dass die Siegerehrung um 13.30 Uhr und somit bereits vorbei war... Nachdem wir im Bergrestaurant 25 Minuten vergeblich darauf gewartet hatten, dass unsere beiden bestellten Getränke auch gebracht wurden und wir schon fast verdurstet waren, löschten wir unseren Durst am nächstbesten Wasserhahn, gondelten erneut zu Tal und belohnten uns in der Innsbrucker Innenstadt mit einem mächtigen Kebap.

Ergebnisse: http://my.sportler.com/wp-content/uploads/2017/10/Classifica-Generale-2.pdf

kurz nach dem start1 kurz nach dem start2 Zieleinlauf jquery html lightboxby VisualLightBox.com v6.1