Smarna Gora Race, Ljubljana 7.10

Andi berichtet:
Wie fast jedes Jahr fuhren wir auch heuer wieder zum Abschlussbewerb des Berglauf-Weltcups nach Slowenien. Auf den beiden Hügeln am Nordrand von Ljubljana, vergleichbar mit dem Kahlen- und Leopoldsberg in Wien, waren insgesamt ca. 710 Höhenmeter bergauf, verteilt auf 2 Anstiege und dazwischen eine downhill-Passage von etwa 350 Höhenmetern zu bewältigen, all das auf insgesamt 10 Kilometern. Freitag Abend reisten wir an, nach knapp 4 Stunden Fahrt ging sich gerade noch ein 13-Minuten-Läufchen zum Auslockern der Beine aus, bevor um 20 Uhr das gemeinsame Abendessen mit der Startnummernausgabe an die Berglaufstars begann. Der Lauf war heuer wieder sehr gut besetzt, viele der weltbesten Bergläufer aus Italien, England, Norwegen, Tschechien, Eritrea und natürlich auch Slowenien waren da.

Um 6:50 Uhr hieß es schon aufstehen, um bis zum Start einigermaßen wach zu sein. Das war auch notwendig, denn auf dem ersten flachen Stück wird erfahrungsgemäß besonders rasant weggelaufen. Mutig hatte ich mich in die 3. Startreihe gestellt und legte einen fulminanten Raketenstart hin. So glaubte ich jedenfalls. Tatsächlich aber rauschte 5 Sekunden später etwa das halbe Starterfeld links und rechts an mir vorbei und ich fand mich nach einer Minute an 70. Position wieder - von 125 Startern! Jetzt kam ich mir furchtbar langsam vor. Andrea war weiter vorne ungefähr 25. Immer noch wurde ich überholt, obwohl ich den ersten Kilometer, der zwar noch relativ flach war, aber doch auch schon 2 Anstiege enthielt, in 3:39 min passierte. Die nächsten beiden Kilometer waren unterschiedlich steil und ich arbeitete mich ein paar Plätze nach vorne. Nach km 3 kam ein extrem steiler Anstieg, mit fast 300 Höhenmeter auf einem knappen Kilometer, technisch sehr schwierig, gefolgt von einem trailartigen Abschnitt auf dem ersten Höhenrücken. Auf dem Bergaufstück konnte ich noch einige Läufer überholen, auf dem folgenden felsigen Trailabschnitt tat ich mir jedoch sehr schwer. Den ersten Gipfel passierte ich als 47. in 24:57 min. Genau 3 Minuten früher war Andrea als 16. durchgerauscht. Während ich kein besonders gutes Gefühl hatte, lief es bei ihr ausgezeichnet und sie bewegte sich sogar in der Nähe ihres (bereits einige Jahre alten) Streckenrekordes.

Dann kam das Bergabstück: 2,1 km lang und verdammt steil, teils über Felsen und große Steine, teils über Holzstufen. Nicht gerade Andreas Lieblingsabschnitt und schon gar nicht meiner. Wie befürchtet rannte eine erhebliche Zahl von Läufern an jedem von uns vorbei, was für mich am tiefsten Punkt Zwischenrang 53 ergab und für Andrea Platz 24. Meine Beine fühlten sich nach der verzweifelten Bremserei an wie zwei eingerostete Stoßdämpfer. Während der Schnellste das Bergabstück in nur 6:29 min absolvierte, liefen Andrea die 36. und ich gar nur die 90. Zeit auf diesem Abschnitt (7:41 bzw 9:36 min).

Der letzte Teil führte wieder nur bergauf, auf breiteren Wegen, zuerst über zahlreiche Stufen, dann flacher und auf den letzten 500 Metern über eine wieder sehr steile Forststraße. Andrea stellte hervorragend um vom Downhill- auf den Uphillmodus, kassierte noch 4 Läufer und schaffte tatsächlich eine Verbesserung ihres alten Streckenrekordes um 24 Sekunden! Eine unglaubliche Leistung und ein weiterer Beweis ihrer tollen Spätform! 47:40 min lautet der neue Rekord, und der er war so gut, dass ich trotz passabler Leistung auf dem Schlussabschnitt, wo ich immerhin noch einen Läufer überholen konnte und selbst nicht mehr überholt wurde, erst 8 Minuten und 4 Sekunden nach Andrea auf dem 2. Gipfel ankam. Da hatte sie noch genug Zeit, im Ziel zu verschnaufen, zu mir zurückzulaufen und mich auf den letzten 500 Metern locker neben mir herlaufend anzufeuern. Mein Ergebnis: 52. gesamt, 4. in der AK und ein worst ever, das sich aber zeitmäßig halbwegs in Grenzen hielt.

Belohnt wurden wir oben auf dem Smarna Gora mit herrlichem Wetter, einem wunderschönen Blick hinunter, ausgezeichneter Verpflegung vom Gipfel-Wirtshaus (Krainer Wurst und Geselchtes, Sauerkraut, Krapfen, Getränke und einiges mehr). Bei der Siegerehrung verpasste Andrea allen, die nicht rechtzeitig ausweichen konnten, eine überraschende Sektdusche und trank den Rest danach gleich selber aus. Danach folgte die Ehrung für den Berglauf-Weltcup, den Andrea mit knappem Rückstand auf Platz 2 beendete. Ihren drei Siegen und einem 2. Platz in 4 Rennen standen ein Sieg, zwei 2., ein 3. und ein 4. Platz der Siegerin in 5 Rennen gegenüber. Sofort nach den Ehrungen fuhren wir talwärts und sprangen ins Auto, denn es wartete noch eine lange Reise auf uns: Damit das Wochenende nicht zu langweilig wird, hatte Andrea sich nämlich entschlossen, am „Kilometro-Verticale“-Rennen in Chiavenna teilzunehmen, 560 km entfernt von Ljubljana.

Ergebnisse: http://www.smarnagora.com/pdf/tek2017_rezultati_abs.pdf

01Angst auf dem Bergabstück 02Sieg 03und Streckenrekord 04die Burg auf dem Smarna Gora 05Aussicht 06erster Teil der Zielverpflegung 07Krapfen 08die schnellsten Damen 09die Schnellsten überhaupt 10Durstlösche Nr. 1 11Andrea setzt zur Sektdusche an 12und genießt 13den Durstlöscher Nr.2 jquery html lightboxby VisualLightBox.com v6.1