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Skibergsteiger Staatsmeisterschaft in der Disziplin Vertical 9.1.

Andi berichtet:
Da Andrea für die Wintersaison Dezember bis Februar eine Stelle als unfallchirurgische Assistenzärztin in St. Anton/Arlberg angenommen hatte und klar war, dass dort die Trainingsbedingungen zum Laufen nicht immer ideal sein würden, waren auch ihre Tourenschi mit im Gepäck, um ab und zu ein entsprechendes Alternativtraining auf den Schipisten absolvieren zu können. Vor 3 Jahren hatte Andrea sich ihre Ausrüstung zugelegt, ganz leichte Schi und Schuhe, das beste Material auf dem Markt - wie wir bis gestern Nachmittag glaubten.

Eine Woche zuvor hatte Andrea gesehen, dass es in der Nähe von Innsbruck, auf der Mutterer Alm, ein Rennen im Schibergsteigen (ski-mountaineering) gab, bei dem gleichzeitig auch die Österreichischen Meisterschaften im Vertical up (also: nur bergauf) ausgetragen wurden. Meine Aufgabe war es, so schnell wie möglich noch eine Mitgliedschaft für Andrea bei einem ÖSV-Schiverein zu organisieren und die zahlreichen Details zu Ausrüstung, Regeln und Vorschriften zu klären. Davon gab es nicht wenige, so musste an Ausrüstung etwa Folgendes vorhanden sein (Auszug aus der Ausschreibung):
Ski mit Metallkanten, Mindestbreite von 60 mm unter dem Fuß. Mindestlänge Herren aller Altersklassen 160 cm, (für Schüler gilt diese Bestimmung nicht). Die Bindung muss Fersenfreiheit für den Aufstieg erlauben und muss seitlich und frontal auslösen. Mindestgewicht Ski und Bindung ohne Fell Herren: 750 Gramm, Damen/Jugendbewerbe: 700 Gramm Schuhe: müssen über den Knöchel reichen und mind. 2 Schnallen haben, Mindestgewicht 500 Gramm/Schuh Ein paar Skistöcke
Ein funktionierendes LVS-Gerät, das auf der Frequenz 457 KHz sendet und empfängt (ist von außen nicht sichtbar am Körper zu tragen)
Rucksack, Lawinenschaufel mit mind. 0,04 m2 Blattgröße und Stiel mit L-oder T-Griff, Gesamtlänge mind. 50 cm. Lawinensonde mind. 2,4 m lang und Ø mind. 10 mm. Eine mindestens 1,8 m2 große Rettungsdecke (Alufolie)
Handschuhe, die die gesamte Hand bedecken (müssen während des gesamten Rennens getragen werden) Bekleidung Oberkörper: drei Schichten, eine davon langärmlig (am Körper) und eine davon zusätzlich zum Rennanzug als Windstopper/Windjacke (am Körper oder im Rucksack, je nach Windverhältnisse und Temperaturen)
Bekleidung Unterkörper: zwei lange Schichten, eine davon am Körper (Rennanzug, Skitourenhose) und eine davon als Überhose (am Körper oder im Rucksack, je nach Windverhältnisse und Temperaturen)
Skitouren-Helm, bzw. Rad- oder Kletterhelm
Sonnenbrille oder Skibrille.
Das meiste davon konnte Andrea sich ausborgen, und damit sowie mit einer nagelneuen Mitgliedschaft beim ehrwürdigen Schiklub Arlberg ausgerüstet ging’s am Samstag Nachmittag zur Mutterer Alm. Dort wurde Andrea erstmal wegen ihrer steinzeitlichen Ausrüstung allseits milde belächelt und musste feststellen, dass der Bartl in Sachen Gewichtsersparnis und high-tech den Most nicht bei ihr abholen würde: Da waren Schuhe Standard, die eher Langlauf- denn Schischuhen ähnelten, auch die Schi mehr in der Gewichtsklasse von Langlaufschiern, und Felle, die wie Stringtangas aussahen, da sie nur stellenweise die gesamte Schibreite bedeckten. Die Rucksäcke halb so groß wie der von Andrea. Trotzdem bekam sie die ausgeborgte Lawinenschaufel nur mit Mühe und Gewalt hinein, und als sie die anderen mit ihren Minirucksäcken fragte, wo sie denn ihre Schaufeln verstauen würden, erfuhr sie, dass diese schon längst in den Rucksäcken eingepackt waren.

Um 15.45 Uhr ertönte der Startschuss, und was dann kam, war, wie der Veranstalter auf seiner homepage (http://www.skimo.at/rennen/194401/bildbericht-der-stm-vertical-speckjagern/ ) schreibt, ein furioses, aber auch kurioses Rennen von Andrea: Gleich nach dem Start sprintete die Masse mit unglaublichem Tempo los, es gab ein wildes Gedränge und Gerangel um die besten Positionen, Stöcke und Schi wirbelten durcheinander und Andrea verlor gleich einmal einen ihrer Stöcke. Nachdem sie ihn wieder eingesammelt hatte, bemerkte sie kurz darauf, dass sich eines ihrer beiden Steigfelle von der Schispitze gelöst hatte und locker weghing. Möglicherweise war das im Startgetümmel passiert, und Andrea versuchte krampfhaft, das Fell durch Schleuderbewegungen des Schis wieder an seine Position zu bringen oder zumindest dafür zu sorgen, dass es wieder an der Lauffläche klebte. Das gelang ihr aber nicht und so hing das Fell phasenweise bis zur Hälfte des Schis weg.
Durch den Raketenstart der meisten Teilnehmer, der Andrea überrascht hatte, steckte sie nun mitten im Männerfeld fest und konnte teilweise nicht ihr gewünschtes Tempo gehen, da einige der Schnellstarter nun nicht mehr so richtig konnten. Überholen war aber nicht überall möglich, da die Strecke mit Bändern zum Teil eng begrenzt war. Trotzdem setzte sich Andrea allmählich von ihren weiblichen Konkurrentinnen ab. Etwa 10 Minuten vor dem Ziel der nächste Schreck: Nun hatte sich auch das zweite Fell von der Schispitze gelöst und machte die gleichen Probleme wie das erste!

Trotzdem schob Andrea sich und ihre angeschlagene Ausrüstung nach 650 Höhenmetern und knapp 3 km sowie etwas mehr als 31 Minuten inmitten des Männerfeldes, aber vor allen anderen Damen über die Ziellinie. Damit aber stand ihr Sieg noch immer nicht endgültig fest, denn schon folgte die nächste Kuriosität: In ihrer Nervosität vor dem Start hatte Andrea die vorgeschriebene Überhose nicht in ihren Rucksack, sondern versehentlich in eine andere Tasche gestopft. Das fehlende Gewicht war zwar durch ihre überdimensionale Lawinenschaufel mehr als wettgemacht, aber Reglement ist eben Reglement, und so bekam Andrea für diesen Verstoß eine Zeitstrafe von 15 Sekunden aufgebrummt. Da sie im Ziel auf den Rückstand ihrer ersten Verfolgerin nicht geachtet hatte, war es erst 2 Stunden später klar: Es ist sich trotzdem ausgegangen! Auch mit der Zeitstrafe blieben noch 28 Sekunden Vorsprung und Andrea darf sich nun über ihren insgesamt 49. Österreichischen Meistertitel (45 x Leichtathletik, 3 x Radfahren und nun 1 x Schibergsteigen) freuen.

Ihre Vielseitigkeit hat Andrea mit diesem Titel nun um noch eine Sportart erweitert: Der Erfolg im Schibergsteigen reiht sich zu den bisherigen Erfolgen in der Bahnleichtathletik von der Mittelstrecke zu den Langstrecken, im Straßenlauf und Crosslauf, im Berglauf mit zahlreichen Welt- und Europameistertiteln, im Treppenlauf (EM- und WM-Titel 2014 und 2015), im Duathlon und im Radsport.

Bei den Herren siegte auf der Mutterer Alm übrigens der ehemalige Besitzer einer Blutzentrifuge Christian Hofmann. Dopingkontrollen gab es keine.

Andrea im Startgetümmel Kurz vor dem Ziel Im Ziel Die Siegerinnen jquery simple lightboxby VisualLightBox.com v6.1