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Duathlon Europameisterschaften Weyer 24.8. Andi berichtet:
Dieses Wochendende war es soweit: Andrea wollte wieder einmal einen Ausflug in eine Sportart außerhalb ihrer Spezialdisziplin wagen, und das gleich bei einer internationalen Meisterschaft. Im Duathlon trat sie in Weyer, OÖ gegen die Besten aus Europa an. Die Eliteläufer hatten zunächst einen Lauf über ca. 10 km, dann 42 km auf dem Rad und zum Schluss wieder ca. 5 km laufend zu bewältigen.

Freitag - Teambewerb

Am späten Freitag Nachmittag kamen wir in Weyer an und sogleich wurde Andrea verpflichtet, beim Teambewerb um 18 Uhr für Österreich teilzunehmen. Hier stand ein ganz kurzer Duathlon von ca. 700 m / 3 km / 700 m am Programm, der hintereinander von je 2 Männern und Frauen pro Nation bewältigt werden musste. Andrea startete als Erste, übernahm nach dem Lauf die Führung und kam auch als Erste mit knapper Führung vom Radfahren zum 2. Wechsel. Mit dem Rad wäre sie 2 x fast gestürzt, da sie in einer Kurve mit dem Pedal am Boden streifte. Beim Wechsel krachte sie dann mit dem Rad in die seitliche Absperrung, was ihr einige Abschürfungen und Prellungen bescherte. Trotzdem setzte sie sich im 2. Lauf von den Konkurrentinnen ab und holte einige Sekunden Vorsprung heraus. Da sie aber während des Laufs eine als Wendepunkt aufgestellte Tonne berührt hatte (niemand hatte jemals erwähnt, dass so etwas nicht erlaubt ist), musste sie eine stop-and-go-Zeitstrafe von 10 Sekunden in der Penalty-Box verbüßen. Erst danach durfte sie, nun mit knappem Rückstand auf die Erste, übergeben. Die anderen Teammitglieder sorgten dann letztendlich für einen 3. Gesamtrang und die erste Medaille.

Später ließ sich Andrea von einigen erfahrenen Duathleten noch ein paar Tipps zum Wechsel geben, hier gibt es viele Tricks und Kleinigkeiten zu beachten - v.a. beim Schuhwechsel. Sie entschloss sich dann doch für die schwierigere, aber schnellere Variante, die Radschuhe bereits auf die Pedale zu montieren und mit einem Gummiringerl in der Waagrechten zu halten. Man besteigt dann das Rad zuerst und fährt dann erst in die Schuhe und schließt diese auf dem Rad. Das haben wir am Freitag Abend und Samstag noch fleißig geübt. Auch elastische Schuhbänder für die Laufschuhe kauften wir noch ein.

Samstag

Den folgenden Samstag ließen wir ruhig angehen, einmal liefen wir die 5 km-Laufrunde ab, sonst versuchte Andrea, ihre Blessuren vom Vortag einigermaßen zu behandeln. Die neuen Schmerzen lenkten wenigstens von den schon 3 Wochen bestehenden Schmerzen einer kapitalen Beinhautentzündung ab, die sich Andrea in Folge eines Sturzes mit dem Fahrrad im Training zugezogen hatte.

Sonntag - Teil 1: Volksduathlon

Wenn ich schon dabei bin, mach ich auch mit. Nach diesem Motto hatte ich mich für den Volksduathlon (5 km / 28 km / 5 km) angemeldet, der am Sonntag um 8.30 Uhr startete. Mit Andreas altem Rennrad und 60 Trainingskilometern in den Beinen war ich gespannt, wie ich mich durchschlagen würde. Der 1. Lauf gelang mir recht gut, als 2. oder 3. kam ich in die Wechselzone. Wie befürchtet, stellte ich mich einigermaßen patschert an und wurde schon beim Wechsel von ein paar Konkurrenten überholt. Dann fand ich noch ewig nicht in das linke Klickpedal hinein und werkelte ca. 500 Meter lang herum, bis ich endlich radfertig war (die Schuhe hatte ich ganz konventionell gewechselt). Obwohl ich nun mit aller Kraft in die Pedale trat, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass es viele viel bessere Radfahrer gibt als mich. Ständig wurde ich überholt. Nach 2 km und dann wieder 1 km später kamen 2 Bergaufstücke, insgesamt 170 Höhenmeter. Da konnte ich erstaunlich gut mithalten und einige der flotten Radfahrer meinerseits wieder überholen. Kaum wurde es flach, zogen sie aber wieder an mir vorbei. Zu allem Überdruss fing es auch noch an, wie aus Kübeln zu schütten und hörte die gesamte Radstrecke nicht mehr auf. In kürzester Zeit waren wir völlig durchnässt, und warm war es auch nicht gerade (ca. 11 °C). Auf den Bergabstücken hieß es höllisch aufpassen, jedenfalls für mich, andere stürzten sich todesmutig mit hoher Geschwindigkeit talwärts. Vielleicht waren ihre Bremsen defekt... Auch in der 2. Radrunde änderte sich nicht viel, immer noch wurde ich laufend (bzw. radelnd) überholt und hatte das Gefühl, dass mittlerweile schon mindestens 50 Radfahrer an mir vorbei waren. Gut, Staffeln waren ja auch unterwegs. Windschattenfahren war übrigens nicht erlaubt und wäre auch schwer möglich gewesen, da man vom Vordermann eine wahre Spritzwasser-Gesichtsdusche verabreicht bekam, wenn man zu knapp hinter ihm fuhr. Das Verbot des Windschattenfahrens wurde auch sehr genau von Wettkampfrichtern auf einem Motorrad kontrolliert.

Nach über 50 Minuten hatte ich die 2. Runde beendet und kam wieder in die Wechselzone. Hier spielte sich dann ein Drama ab (andere behaupten, es wäre eher eine Komödie gewesen): mit einiger Mühe hängte ich mein Rad auf den dafür vorgesehenen Ständer (es fiel mir nur einmal herunter) und wollte dann die Schuhe wechseln. Ging aber nicht, weil meine Finger so kalt und gefühllos waren, dass ich es nicht schaffte, die Laufschuhe anzuziehen. Verzweifelt zog und zerrte ich kraftlos an den klatschnassen Laufpatschen, bekam meine Füße aber nicht hinein. Die waren auch völlig gefühllos und eiskalt und fühlten sich an wie 2 große Eisenkugeln. Als ich endlich doch in den Schuhen stand, bekam ich das Schuhband nicht zu, da ich es nicht greifen, geschweige denn zuziehen konnte. Nach einer kleinen Ewigkeit fruchtlosen Bemühens lief ich mit offenen Schuhen los, aber die Kälte schien auch mein Gehirn eingefroren zu haben, und so irrte ich in der Wechselzone umher, ohne aber den Ausgang gleich zu finden. Ein netter Kampfrichter wies mir dann doch den richtigen Weg.

Mit eingeschlafenen Eisenkugeln und offenen Schuhbändern legte ich ein überaus bescheidenes Tempo vor, auch die Schrittlänge war halb so groß wie normal. Aber auch den anderen ging es nicht besser, und so überholte ich sogar mit anfänglichem 4:20-Schnitt - fast eine Minute pro km langsamer als beim ersten Lauf - viele Konkurrenten. Im Laufe der Runde wurde ich noch etwas schneller und konnte so ca. 15 Plätze wieder gutmachen. Am Ende kam ich als 22. ins Ziel und fuhr dann so schnell wie möglich zurück ins Quartier und in die heiße Dusche.

Sonntag - Teil 2: Europameisterschaften

Um 15:05 Uhr fiel für Andrea der Startschuss. Am Nachnittag hatte sich das Wetter deutlich gebessert, der Regen hatte aufgehört und es war sogar richtig sonnig geworden. Vor dem Start gab es noch einige Hektik, als wir verzweifelt nach einer Luftpumpe suchten, da etwas Druck in Andreas Reifen fehlte. Eine halbe Stunde vor dem Start checkte sie dann ihr (doch rechtzeitig aufgepumptes) 1.500-Euro-Rad neben den 6.000-10.000-Euro-Rädern der Konkurrentinnen in der Wechselzone ein. 5 Minuten nach den Männern wurden dann die Damen auf die Strecke geschickt. Windschattenfahren war bei der Elite erlaubt und es sollte keine Dame von einem männlichen Windschatten profitieren.

Andrea lief in einer Spitzengruppe von zunächst 6, dann nur noch 4 Frauen ein hohes Tempo. Bei km 8 die erste Überraschung: Andrea musste abreißen lassen, konnte den Kontakt zu den ersten 3 nicht ganz halten und kam mit etwa 10 - 12 Sekunden Verspätung in die Wechselzone. Das hätten wir uns eigentlich nicht erwartet. Später erfuhren wir, dass die anderen hoch gepokert hatten und am Anschlag bis in die Wechselzone gerannt waren, während Andrea im Hinblick auf die bevorstehenden Runden sich gegen Ende ein wenig zurückgenommen hatte. Obwohl Andrea ein ziemlich guter Wechsel gelang, fuhr sie mit etwa 15 bis 20 Sekunden Rückstand auf das Führungstrio weg. Sie startete mit vollem Tempo, um die 3, die sich nun im Windschatten abwechselten, möglichst einzuholen. Am Beginn der ersten Steigung überholte sie die Dritte, die etwas zurückgefallen war. Leider war die zu langsam für eine gemeinsame Windschattenfahrt, Andrea fuhr ihr schnell davon. Am Ende des zweiten, längeren Anstiegs war sie bis auf 15 Meter an die beiden Führenden herangekommen, erreichte sie aber leider nicht ganz und auf dem folgenden Flachstück arbeiteten die Britin und die Französin zusammen, wechselten sich bei der Führung ab und fuhren Andrea wieder davon. Auf dem langgezogenen Bergabstück und den restlichen flachen bzw leicht fallenden Kilometern wuchs der Vorsprung der beiden weiter. Mitte der 2. Runde betrug er bereits 1:40 min, Andrea fuhr allein an dritter Position, die Vierte war ihrerseits schon über 1 Minute hinter ihr. Dann aber begann Andrea eine Aufholjagd, sie hielt ihr hohes Tempo, während die beiden Führenden, immer noch zusammen, langsamer wurden! Im Alleingang machte Andrea nun Sekunde um Sekunde gut!

Dann der 2. Wechsel: Andreas Rückstand betrug nur noch ca. 1 Minute, der Umstieg von den Radschuhen, die sie noch auf dem Rad ausgezogen hatte, auf die Laufschuhe (mit den neuen Gummi-Schuhbändern) funktionierte gut, aber da passierte ihr beim Weglaufen ein Missgeschick: mit einem Bein streifte sie am bereits aufgehängten Rad an, das daraufhin wie in Zeitlupe von der Stange fiel. Das bedeutete eine Zeitstrafe, in der Penalty-Box musste Andrea unmittelbar nach Beginn de Laufs eine 15-Sekunden-Strafe absitzen, just in dem Moment, als sie ihre Gegnerinnen erstmals wieder in Sichtweite hatte! Mit der Wut im Bauch holte sie jetzt alles aus sich heraus. Bei km 1 lief sie an mir vorbei mit einem Rückstand von 60 Sekunden auf die Erste und nur noch 30 Sekunden auf die Zweite, niemand Geringeren als die amtierende Weltmeisterin aus Frankreich! Bei km 3 war die führende Britin zwar außer Reichweite, die Französin aber nur noch 15-20 Sekunden vorne. Und nachdem Andrea noch einmal bei mir vorbeigelaufen war, konnte ich sehen, wie sie ihren Rückstand nun dramatisch verringerte! 500 Meter später hatte sie die Zweite ein- und sofort überholt und abgehängt!

Unter dem Jubel des Publikums drückte sie auf dem letzten km noch ordentlich aufs Tempo und sicherte sich nach toller Aufholjagd den zweiten Platz und damit die Silbermedaille!

Es ist dies die erste Medaille für den österreichischen Triathlonverband (der auch für den Duathlon zuständig ist) bei einer WM oder EM überhaupt!

Bei der Siegerehrung wurde Andrea natürlich lautstark gefeiert und bejubelt und auf dem Podest gab es eine große gegenseitige Champagnerdusche. Am Abend wurde Andrea vom Verband mitgeteilt, dass sie nun im österreichischen Duathlon-Damenteam aufgenommen sei. Immerhin...! Wir lassen uns überraschen, welche Auswirkungen dieser neue Status haben wird. Zumindest gibt es schon die Zusage, den Ersatz von Andreas uralten ramponierten Radschuhen durch ein ganz neues Paar zu finanzieren.

In etwas mehr als 2 Wochen, am 14.September, folgt dann noch das heurige highlight in Andreas Spezialdisziplin, dem Berglauf: die Weltmeisterschaften in Massa (I). Bis dahin heißt es gut regenerieren, Verletzungen auskurieren und natürlich auch noch ein wenig Berglauf trainieren.